Thurston Moore taucht ab in eine Traumwelt. Auf seinem neunten Solowerk hat der amerikanische Ausnahmemusiker spürbar Freude daran, Facettenreichtum großzuschreiben. Schnell wird beim Hören deutlich, dass "Flow Critical Lucidity" definitiv nicht seine radikalste und vielleicht auch nicht seine beste Platte ist, fraglos aber seine kurzweiligste ist, denn dass er sich im Spannungsfeld von kantigem Experimentalismus und wolkiger Psychedelik jede erdenkliche Freiheit nimmt, führt am Ende dazu, dass jeder dieser sieben vielschichtigen neuen Songs ein eigenes Sounddesign besitzt. Hypnotische Handtrommeln, geradezu fernöstlich anmutenden Vibes, melancholische Krautrock-Motorik und unerwarteten Dark-Wave-Anleihen gehören hier genauso zum Besteck des inzwischen 66-jährigen Freigeistes wie Rückbezüge auf den unverwechselbaren Sound, den er einst für Sonic Youth erfand und perfektionierte. Mit seinen inzwischen bewährten Mistreiterinnen und Mitstreitern Deb Googe (Bass), Jon Leidecker (Elektronik), James Sedwards (Keyboards und Gitarre), Jem Doulton (Percussion) und Radieux Radio (Texte) an seiner Seite lässt Moore "Flow Critical Lucidity" wie ein Album klingen, das in erster Linie dazu gedacht ist, ihm selbst zu gefallen - und genau deshalb auch für sein Publikum äußerst reizvoll ist.