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Nackt - Ein Jahrhundertgeschenk für die Republik Listenrecords
Format: LP
Sozial-, Zeit-, Gesellschafts- und Politik-Kritik auf amüsante, intelligente Art und Weise in Popsongs zu verpacken, die dann musikalisch auch noch Sinn machen, ist eine Aufgabe, die gar nicht so einfach zu lösen ist, ohne dabei entweder in moralinschmackigem Sauerbier oder lächerlichem Banal-Hedonismus zu versacken. Dem Oldenburger Quartett Nackt gelingt dieses Kunststück recht elegant. Das Erfolgsgeheimnis ist dabei eine ausgeklügelte Balance zwischen musikalischer Ernsthaftigkeit, humorvollen inhaltlichen Doppeldeutigkeiten und stilistischen Spielereien, die verhindern, dass die jeweiligen Tracks von jeweils einem Teilbereich dominiert werden. Die Themen sind dabei ebenso vielfältig, wie die bemühten musikalischen Formate und der abwechselnde Leadgesang der vier beteiligten ProtagonistInnen Paula, Fabian, Peter und Tabea. Während das jeweilige Songthema bereits über Titel wie "Religion & Militär", "Space Race", "La France" oder "Deutschland" markiert wird, gibt es die jeweilige musikalische Basis betreffend kein Halten: Zwischen Synth- und E-Pop, New Wave, Chanson & Kunstlied, Dreampop, Disco und Rock-Elementen ist da ziemlich viel möglich. Was auffällt ist dabei die Tatsache, dass Nackt mit der produktionstechnischen Jetztzeit nicht viel am Hut haben und ihr Material dezidiert in einem Retro-80s-Setting anlegen und sich damit auf eine musikalische Zeitreise in die Vergangenheit begeben, inhaltlich aber im Hier und Jetzt verharren. In dieser Hinsicht erinnert das, was Nackt hier präsentieren an das letztlich erfolgreiche Bemühen des Leipziger Trios Blond, mit einem ähnlichen Ansatz einen eigenen Weg zwischen Früher und Morgen zu beschreiten.
-Ullrich Maurer-
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