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Soccer Mommy - Evergreen Loma Vista/Concord/Universal
Format: LP
Eine große Leere in Töne gegossen: Dass Sophie Allison auf dem Cover ihres vierten Albums nachdenklich in die Ferne blickt, ist natürlich kein Zufall. Entstanden nach einem tiefgreifenden persönlichen Verlust, entschied sich die 27-jährige Amerikanerin, für "Evergreen" zu einem organischen, unverstellten Sound zurückzukehren, um die Verletzlichkeit und unbedingte Ehrlichkeit der eindringlichen Texte zwischen verlorener Liebe und Bewältigungsarbeit auch in ebensolche Töne zu übersetzen. Trotzdem ist die neue LP mehr als nur eine simple Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln. Vielmehr bugsiert Allison gemeinsam mit ihrem Produzenten Ben H. Allen (Deerhunter, Animal Collective, Belle & Sebastian) die Tugenden ihres Debütalbum "Clean", mit dem sie sich vor sechs Jahren praktisch aus dem Stand in die erste Liga der Indie-Rock-Darlings gespielt hatte, in neue, breitwandigere Gefilde und hat spürbar Freude daran, ihre Songs zu kleinen Mini-Epen aufzubauschen. So stellt sie dem ungefilterten Ausdruck ihrer Gefühle in den Texten einen Sound entgegen, der oft eine Leichtigkeit hat, die sie auf dem düsteren, krachigeren Vorgänger "Sometimes, Forever" im Jahre 2022 zumeist ausgespart hatte. Das mitreißende "Driver" ist der vielleicht offensichtliche Verweis auf ihr Frühwerk, viele andere Nummern wie "Abigail" oder "M" dagegen haben einen betont kontemplativen Touch im R.E.M.'schen Sinne und geizen zwischen Dream- und Jangle-Pop doch nicht mit Eingängigkeit. Oder anders gesagt: Entwaffnend und ergreifend - diese elf Songs sind beides!
-Carsten Wohlfeld-
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