Da in den Bereichen Dream-, Folk-, Chamber- und Kook-Pop ja eigentlich sowieso schon so ziemlich alles gesagt und probiert worden ist, dachte sich die kanadische Songwriterin Ruby McKinnon a.k.a. Flower Face vermutlich, dass sie dann doch vielleicht mal alles zusammenwürfeln könnte und so vielleicht etwas Eigenständiges dabei herauskommen könnte. Das tat sie auch auf den Vorgänger-Alben schon - erreicht aber auf dem nun vorliegenden, vierten Album eine gewisse Perfektion darin, die verschiedenen Elemente paritätisch zu bedienen und zwischen zerbrechlicher Intimität ("Maniac"), schwelgerischer Intensität ("Valentine") oder brutaler Unerbittlichkeit ("Biblical Love") auszubalancieren. Insbesondere die Tracks, die dann alle drei Stationen durchlaufen - wie z.B. "Eternal Sunshine" oder "If I Beg You", die sich jeweils vom sachten Folksong immer dringlicher aufbäumen und am Ende dann in (mit drastischen Rachephantasien unterlegten) monumentalen Soundwänden Erlösung finden, beeindrucken in dieser Hinsicht. Mit "Girl Prometheus" schreibt Ruby McKinnon ihre eigene Geschichte weiter fort. Ihr 2018er Album "Baby Teeth" etwa entstand als resiliente Reaktion auf eine gerade überstandene Krebserkrankung. Mit dem 2022er Werk "The Shark In The Water" kämpfte sich Ruby sprichwörtlich ins Leben zurück, während sie auf dem neuen Werk nun die Musik bzw. das Song-Schreiben als ihre persönliche Religion entdeckte, die ihr helfen konnte, nach einer Trennung durch die musikalische Aufarbeitung derselben in den neuen Songs ihren Seelenfrieden zu finden und sich zu emanzipieren. Das erklärt dann auch den Titel des Albums, denn schließlich wurde auch der mythologische Prometheus irgendwann von seinen Fesseln befreit. Ruby McKinnon befreit sich dann halt selber. Schade eigentlich nur, dass Ruby nicht so richtig an die physische Welt glaubt und ihre Musik weitestgehend digital anbietet.