|
Katie Gavin - What A Relief Saddest Factory/Cargo
Format: LP
Zusammen mit ihren Kolleginnen Naomie McPherson und Josette Maskin bildet Katie McGavin das populäre Indie-Disco-E-Pop-Trio Muna, das insbesondere in der LGBT+-Gemeinschaft für den lebensbejahend fröhlichen Queer-Pop gefeiert wurde. Spätestens seit Phoebe Bridgers die Mädels für ihr Saddest Factory Label verpflichtet hatte (nachdem sie von ihrem Major Label gedropped wurden) und ihr Pandemie-Album "Muna" herausbrachte, hatte Muna auch in der Indie-Gemeinschaft eine Heimat gefunden. Wenn Katie Gavin nun ihr Solo-Debüt vorlegt, dann hat das sicherlich damit zu tun, dass sie sich musikalisch auf eine andere Weise ausdrücken möchte, als über die pflegeleichte, aber auch ein wenig banale Pop-Musik des Trios. Nicht, dass sie die Sache mit der Popmusik dabei ganz darangegeben hätte - und Kollegin Naomie half ihr auch bei der Gestaltung der Videos - aber ihre neuen Tracks enthalten weniger elektronische Elemente und basieren meist auf klassischen Folk-Strukturen.
Mit ihren Lyrics agiert Katie Gavin weniger politisch aber dafür auf anrührende Weise persönlicher als das bei der Mutterband der Fall gewesen ist. In dem Song "Baton" macht sie sich etwa Gedanken darüber, wie eine Frau ihrer Tochter den Staffelstab in einer Welt wie der unseren am besten überreichen kann und in dem mit Mitski vorgetragenen Song "As Good As It Gets" kommt sie zu dem Schluss, dass man eine perfekte Liebe nicht erzwingen kann und man dann eben hinnehmen muss, was machbar ist. In dem Track "Sparrow" beklagt sie die Umweltzerstörung und sehnt sich nach dem ausbleibenden Gesang der Spatzen und in dem Song "Casual Drug Use" geht es um physische und psychische Abhängigkeiten. In "Aftertaste" schließlich versucht sie die vielschichtigen Empfindungen einer sich möglicherweise anbahnenden Beziehung musikalisch in einem flockigen Folkpop-Song einzufangen. All das geschieht allerdings ohne erhobenen Zeigefinger und eben ohne politische Agenda. In diesem Sinne ist "What A Relief" eher eine klassische Singer/Songwriter-Scheibe als eine Pop-Scheibe geworden, die Katie Gavin aufgrund der dezidiert femininen Ausrichtung selbst nicht ganz untreffend als "Lilith-Fair-Core" beschreibt.
-Ullrich Maurer-
|