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Isaac Roux - Troubled Waters Mayway/Bertus
Format: LP
Manchmal kommt man mit Klischees dem Kern der Sache am nächsten: Der belgische Songwriter Louis de Roo a.k.a. Isaac Roux ist nämlich - wie Hitchcock - ein Meister der Suspense, nur halt auf der musikalischen Ebene. Dabei arbeitet Roux ganz unspektakulär mit regelrecht konventionellen Mitteln, die er aber mittels viel Hall und Raumgefühl atmosphärisch meisterlich aufzuschichten versteht und den Zuhörer mit musikalischen Versprechen, die er in den allermeisten Fällen auf dann doch auf überraschende Weise einzulösen versteht, in der Schwebe hält. Unter der Regie des Produzenten Bert Vliegen, der beispielsweise mit seinen Arbeiten für die Whispering Sons schon gezeigt hat, wie effektiv sich mit atmosphärischen Mitteln Spannungen erzeugen und auflösen lassen, schuf Roux eine Sammlung nachdenklicher, melancholischer Selbstfindungssongs, die sich in klanglichen Räumen enormer Größe meist von einem akustisch geprägten Kern (etwa einem Piano-Intro oder einem folkigen Gitarrenmotiv) in weitläufige Soundscapes ausbreiten, in denen dann Platz für die zuvor beschriebenen Überraschungen ist. Das können dann zum Beispiel harsche Gitarrenriffs oder Soundwände, eine aus dem Nichts hereinbrechende Rhythmusgruppe, flirrende Synthesizer-Klangwolken, jubilierende Slide-Gitarren oder Drum'Bass-Elemente sein - oder einfach die Tatsache, dass Rouxs Vocals plötzlich in Kopfstimmen-Hysterie umschlagen. Langweilig wird es so natürlich zu keiner Sekunde. Was in dem Zusammenhang besonders gefällt, ist der Umstand, dass sich Isaac Roux als Songwriter nicht den Techniken und Klischees klassischer US-Folkies aus dem Americana-Spektrum bedient, sondern sich stimmungsmäßig gerne auf die Spuren großer Melancholiker wie z.B. The National, Slow Show, Tom Odell oder Justin Vernes Bon Iver bezieht (nur mit besseren Songs) begibt und die Pop-Musik weitestgehend außen vor lässt. Aus der großen Schar männlicher Betroffenheits-Liedermacher ragt Isaac Roux mit diesem Debüt-Album dank der spezifischen Herangehensweise jedenfalls sogleich hervor.
-Ullrich Maurer-
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