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Dean & Britta & Sonic Boom - A Peace Of Us Carpark/Hoanzl
Format: LP
Aus dem ganzen, unübersichtlichen Wust von Weihnachts-Projekten - zu denen sich unter anderem Acts wie die Milk Carton Kids, Albert Hammond Sr., Flake, King Hannah, Laufey, Judith Owen oder A Certain Ratio (!) befleißigt sehen - wollen wir exemplarisch mal ein Werk herausgreifen, das etwas früher erscheint und somit nicht im Jahresendstrudel versinkt. Es stellt sich natürlich die Frage, wie ausgerechnet Dean Wareham und Britta Phillips (Galaxie 500, Luna) und ihr Produzenten-Kumpel Sonic Boom (Spacemen 3) auf die Idee gekommen sind, ein Weihnachtsalbum namens "A Peace Of Us" einzuspielen, da beide ja schon seit Jahren in Los Angeles leben, wo das Weihnachtsfest ja eher eine Glaubensfrage als eine wetterbedingt nachvollziehbare Angelegenheit ist.
Auf jeden Fall aber haben Dean & Britta genau die richtige Mischung aus der projektbedingt notwendigen Naivität und kreativer Offenheit, der musikalischen Ernsthaftigkeit, nicht zuletzt den richtigen Stimmen und einem gewissen Augenzwinkern, die es braucht, um ein solches Projekt dann auch glaubwürdig durchziehen zu können. Die Songauswahl verrät dann so einiges und deutet an, dass es ein Weihnachts-Album mit einer gewissen nostalgischen Note ist. "Snow Is Falling In Manhattan" - einer der letzten Songs des durch Freitod aus dem Leben geschiedenen Silver Jew David Bermann - deutet ein gewisses Heimweh-Feeling an. Die großteils auf Deutsch vorgetragenen Klassiker "Stille Nacht" und "Little Drummer Boy (Johnny Tambour)" verweisen auf Dean Warehams Faible für Marlene Dietrich. Das von Britta gesungene "Make It Through December" von Merle Haggard und das von Dean und Sonic Boom vorgetragene "Old Toy Trains" verweisen auf das innere Kind in uns allen, die wortlose "Greensleaves"-Emulation "Silver Snowflake” zeigt das Trio im Experimentiermodus und John Lennons "Merry Xmas (War Is Over)" versöhnt alle, die auch in solchen Projekten nach politischen Aussagen und musikalischem Nutzen suchen. Gerade in musikalischer Hinsicht gefällt dieses Projekt aber vor allen Dingen wegen des Unerwarteten - als da wären Deans vielschichtige psychedelische Gitarrenornamente, Brittas Keyboard-, Bass- und Omnichord-Beiträge und Sonic Booms äußerst dezente, aber effektive Sound-Effekte, denn die machen das Album ernsthaft interessant. Geschenkt, dass dabei bis zum Schlittenglöckchen alle Klischees des Genres bedient werden - am Ende bleibt so ein Weihnachtsalbum, das man guten Gewissens auflegen kann, ohne rot dabei zu werden.
-Ullrich Maurer-
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