Auf ihrem dritten Album beschäftigt sich die aus Birmingham, Alabama, stammende Songwriterin Caroline Sallee a.k.a. Caroline Says mit den Geistern der Vergangenheit, denen man schon alleine deswegen nicht davon fahren kann, weil sie auf dem Rücksitz des Fluchtautos sitzen. Das legen jedenfalls die Kollegen von Pitchfork nahe, die Carolines letztes Album "No Fool Like An Old Fool" in dieser Hinsicht analysierten. Es ist da aber was dran an diesem Bild: Wie viele US-KollegInnen sieht Caroline Sallee ihr songwriterisches Heil darin, rastlos durch die Lande zu ziehen (von Alabama nach Texas über Brooklyn dann wieder zurück nach Alabama), die dabei beobachteten Charaktere und Szenarien zum Gegenstand ihrer Songs zu machen und mit eigenen Erinnerungen, Gedankengängen und Eingebungen zu verquicken. Im Wesentlichen behandelt Caroline auf dem neuen Album nun den Einfluss, den Erinnerungen auf die Realität und auf Erwartungen haben, die damit verbunden sind.

So besingt sie im Titeltrack das Einfrieren verstorbener Personen in den eigenen Erinnerungen und kommt in "Faded And Golden" zu dem Schluss, dass Erinnerungen und Gegenwart selten in Einklang zu bringen sind. Musikalisch hat sich Caroline auf entspannte, akustisch geprägte Balladen mit einem gewissen Westcoast- / Laurel-Canyon Flair festgelegt. Dabei spielt sie alle Instrumente selbst (und das sind so einige: Gitarren, Bass, Drums, Keyboards, Electronica und Steel-Gitarre) und singt alle Stimmen selber ein - und schafft es dabei gar teilweise einen glaubwürdigen Band-Sound zu emulieren. Ganz im Zentrum steht dabei der entspannte, beruhigende Gesang, der sich als emotionaler und atmosphärischer Anker des ganzen Albums entpuppt. Vollkommen unerwartet und kurzfristig bekommen wir auf diese Weise noch eine essentielle Indie-Pop-Scheibe für die Jahresendphase geliefert. Wollen wir mal hoffen, dass nicht ausgerechnet die im Weihnachtstrubel untergeht.