

KW 03/2025
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David Gray - Dear Life Laugh A Minute/Cargo
Format: LP
Wenn man sich das so recht durchdenkt, dann hat der britische Barde David Gray mit seinem romantisch/nachdenklichen Selbstfindungs-Balladen-Pop bereits vor 30 Jahren jene Messlatte aufgelegt, nach der sich heutzutage jüngere Nachfolger wie z.B. Dermot Kennedy oder Lewis Capaldi künstlerisch immer noch teils vergeblich strecken. Mit seinem 1998 erschienenen Durchbruch-Album "White Ladder" (das er vor kurzem noch mit einer ausgedehnten Jubiläumstour feierte) legte Gray den eigentlichen Grundstein für seinen eigentümlichen Stil und unterlegt seine Songs seitdem mit sanft pulsierenden Grooves, die bis heute integraler Bestandteil des Narratives sind. So auch auf dem neuen Album "Dear Life", auf dem Gray diesen Ansatz weiter verfolgt, dabei aber musikalisch und inhaltlich die Perspektive ausweitet.
"Dear Life" ist ein unsentimentaler, poetischer Blick auf das Leben als solches aus Grays persönlicher Perspektive. Musikalisch hat es Gray niemals für nötig gehalten, nach radikalen Brüchen und experimentellen Innovationen zu suchen, sondern stattdessen seine Kunst stets weiter verfeinert und zu erweitert. Dabei setzt er auf die Kollaboration als Mittel zum Zweck. Zusammen mit seinem Produzenten Ben de Vries entwickelte Gray für dieses Album ein opulentes aber zugleich transparentes orchestrales Design, das seinen Kompositionen in Verbindung mit den bereits erwähnten pulsierenden Grooves eine cinematische Grandezza angedeihen lässt. War es auf seinem letzten Album "Skellig" noch Songwriter-Kollege David Kitt, den er als Gastmusiker verpflichtete, so ist es dieses Mal die Newcomerin Talia Rae, die mit ihren Gesangsbeiträgen etwa dem Single-Titel "Plus & Minus" als Duettpartnerin oder dem Song "Fighting Talk" als Hamoniesängerin zusätzliche Tiefe verleiht. Bemerkenswerterweise gehören aber gerade die Titel zu den Highlights der Scheibe, in denen sich Kitt und de Vries mit schwelgerischen Streichern, organischen Bläsern oder elaborierten Gesangsharmonien eher etwas zurückhalten und sich auf Grays Qualitäten als Songwriter und Storyteller konzentrieren - so beispielsweise bei der Piano-Ballade "Sunlight On Water", dem folkigen "That Day Must Surely Come" oder der transzendenten, atmoshärischen Schlussnummer "The First Stone", auf der sich Gray im Zeitlupentempo am Falsett-Gospel versucht. Wer also eher an Konsistenz und Qualität interessiert ist als am Zeitgeist und billigen Effekten, der ist bei David Gray immer noch an der richtigen Adresse.
-Ullrich Maurer-
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