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Holly Cole - Dark Moon Rumpus Room/Universal
Format: Digital
Auch auf diesem 13. Studioalbum der kanadischen Musikerin Holly Cole wird deutlich, dass sie ihre musikalische Gestaltungsspielraum mit der Akribie einer Innenarchitektin angeht. Nur halt nicht für Räume oder Wohnungen, sondern für die Songs, die sie mit ihrer bewährten Live-Band interpretiert - und ausstattet. Als Sängerin, die ihr Heil nicht im Song-Schreiben sieht, sondern in der Interpretation legt Holly dabei seit jeher Wert auf die Arrangements des gewählten Materials. In einem früheren Gespräch erklärte Holly uns ein Mal, dass es ihr vor allem darum ginge, ihre Interpretationen jeweils auf die düstere Seite zu ziehen - sozusagen von Dur nach Moll. Schon alleine deswegen ist es jetzt nicht besonders überraschen, dass ihr neues Werk den Titel "Dark Moon" trägt (und nicht etwa "Blue Moon").
Wie üblich suchte sich Holly einen Mix aus Jazz-, Songbook-, Country-, Pop- und Rock-Songs aus, die unter dem lockeren Thema "Mond" zusammengefasst und von ihr und ihrer Band durch ihren speziellen Film-Noir-Filter gezogen werden. Darunter finden sich Tracks wie Henry Mancinis "Moonriver" ebenso wie die Peggy Lee-Nummern "No Moon At All" und "Johnny Guitar", der obskure Country-Song "Darkest Moon" als Titeltrack, die Soul-Pop-Nummer "Don't Walk Away Renée", Irving Berlins "Steppin Out With My Baby" wie die vielleicht überraschendste Auswahl: Die von Marty Balin geschriebene psychedelische Folk-Ballade "Come Back To Me" von Jefferson Airplane. Nun ja: Sich irgendwie festzulegen, ist halt nicht die Sache Holly Coles.
Entgegen der sonstigen Gewohnheit wurden die Arrangements nicht bis ins letzte austariert, sondern entstanden mehr oder minder spontan während der Aufnahmesessions - wobei Pianist Aaron Davis dieses Mal die Grundlagenforschung in Sachen musikalischem Interior-Designs leistete und die Melodien, die Holly selbst ohne große Manierismen vorträgt, leichtfüßig umspielt und Saxophonist John Johnson für schwülstige, mitternächtliche Noir-Akzente sorgt. Als Gäste engagierte Holly Cole den Gitarristen Kevin Breit, den Blues-Harp-Virtuosen Howard Levy und die Good Lovelies als Harmoniesängerinnen. Wie gewohnt orientiert sich Holly Cole dabei nicht an den Interpretationen großer Vorgänger wie Tony Bennett, Dionne Warwick oder Julie London, sondern drückt ihren Versionen ihren unprätentiösen, eigenen Stempel auf. Kurzum: "Dark Moon" ist ein brillantes, klassisches Holly Cole-Album geworden.
-Ullrich Maurer-
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