Nachdem die amerikanische Songwriterin mit dem Produzententeam, das ihre letzte Scheibe "Roach" unentschlossen zwischen Bubblegum- und Power-Pop anrichtete, nicht so recht zufrieden gewesen war, entschloss sie sich dieses Mal, die Sache als Produzentin selbst in die Hand zu nehmen. Auf der musikalischen Seite schlug sich das dadurch nieder, dass sie sich zwar ihrer songwriterischen Verantwortung - aber auch ihrer Rock-Roots - bewusst war und beides ergo im Klangbild in Einklang brachte. Erstaunlich viele Tracks beginnen als Akustikballaden und drehen erst später ins Power-Pop-Setting ab. Dabei griff Miya offensichtlich auf jene Erfahrungen zurück, die sie in den USA auf ihren Support-Touren mit angesagten Indie-Phenomenon-Turned-Superstar-Acts wie Mitski, Faye Webster oder Japanese House sammelte (während sie hierzulande immer noch den Status eines Geheimtipps hat) und legte ihre neuen Selbstfindungs- und Empowerment-Hymnen mit deutlich mehr Panache und Grandezza an als zuletzt gewohnt - wobei ihr der Drahtseilakt zwischen Pop-Sensibilität, Indie-Credibility und songwriterischer Authentizität erstaunlich elegant gelang.

Wenn sich die neuen Songs zuweilen ein wenig süßlich anhören, dann liegt das nur daran, dass Miyas mädchenhafte Stimme sich für ein solches Setting geradezu anbietet. Die Diskrepanzen zwischen dem gefälligen Schönklang und der Komplexität der Arrangements und der Vielschichtigkeit der Empowerment-Lyrics erschließen sich nämlich erst beim zweiten Hören. Schon alleine das Titelfoto, das Miya in einem Schlammtümpel zeigt, macht deutlich, dass es ihr nicht um den schönen Schein, sondern eher dem Schmutz unter den Fingernägeln der Psyche geht. Hierzulande wurde man auf Miya Folick zuletzt aufmerksam, als diese auf dem Song "Shame" von Philine Sonny als Gastsängerin zu hören war. Wie sich nun auf diesem Album zeigt - auf dem sie schonungslos ihre "psychosexuellen/psychosinnlichen" Beziehungsgeflechte analysiert und offenlegt -, hat Miya Folick ihren musikalischen Weg nun endgültig gefunden.