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Kent Nielsen - Too Many Train Rides Viking
Format: CD
Der in Lübeck lebende dänische Musikus Kent Nielsen ist in seiner Eigenschaft als Songwriter und Live-Musiker natürlich schon ein umtriebiger Troubadour. Kein Wunder also, dass er im Laufe seiner Karriere einige Zugfahrten zuviel angesammelt hat. Auf seinem neuen Album geht es jedenfalls um Bewegung. Eigentlich also ein klassisches US-Thema - und da wundert es dann auch nicht, dass Nielsen und seine Co-Writer (darunter vor allem der rührige Stefan Kletezka (ehemals The Hitchin' Post) seine neuen Songs - und auch die fünf Coverversionen - im klassischen Americana-Setting angerichtet haben. Und zwar mit Recht und zum Glück - denn dadurch gerät Kents unselige Vorliebe für die Ukulele als Lead-Instrument ein wenig in den Hintergrund, sodaß unter anderem neben Comic-Folk auch Tracks wie z.B. die Piano-Ballade "Writer's Block" oder die solide Rocknummer "Sad Old Twats" entstehen konnten.
Zusammen mit seinen Freunden - neben Kletezka etwa der inzwischen verstorbene Helge Reich oder die Gast-Sängerin Luise Schittek - entstand so ein Trip durch die verschiedenen Facetten des Americana-Genres, die Kent als Texter mit seinen autobiographischen Lyrics - mal ernsthaft und nachdenklich in "Writer's Block", mal augenzwinkernd selbstironisch wie beim "Happy Malfunction Day" authentisch anreichert. Die Cover-Songs von Allison Moorer und deren "Sissy" Shelby Lynne, Justin Townes Earle, den Mekons und Kirsty MacColl bilden dabei nicht nur nach musikalischen, sondern auch inhaltlichen Gesichtspunkten einen Rahmen - denn all diese Musiker haben/hatten mit denselben destruktiven Themen um psychische Stabilität zu tun, die auch Nielsen in seinen Songs abhandelt. Insgesamt ist das ein sehr rundes Projekt geworden, das allerdings ohne irgendwelche Ambitionen in Richtung Zeitgeist oder Jetztzeit daherkommt. Das ist nicht schlimm - man sollte es aber bedenken.
-Ullrich Maurer-
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