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Ian Fisher - Go Gentle Eigenveröffentlichung
Format: Digital
Die Zeit, in der der US-Barde Ian Fisher sein Leben in einem Koffer (so der Titel einer seiner LPs) unterbringen konnte, sind vorbei. Heutzutage lebt er in Wien. Und dort entstand auch sein neues Album - mit dem Fisher allerdings ein ganz unangenehmes Kapitel aufschlagen musste. Denn anstatt von seinem Leben als Troubadour zu berichten, entstand das Album als rührende Hommage an seine im Jahr 2023 an Krebs verstorbene Mutter.
Ohne sich dabei alleine an dem deprimierenden Kampf gegen die Krankheit abzuarbeiten, blickt Fisher - zwar mit melancholischem Tenor aber auch jeder Menge tröstlicher Energie - auf das Leben seiner Mutter zurück und setzt dieser (bzw. eigentlich den Erinnerungen an relevante Ereignisse in deren Leben) ein musikalisches Denkmal, wie es unsentimentaler, aufrichtiger und (mit Bezug auf die Leidensphase) versöhnlicher nicht sein könnte. Dass er dabei obendrein zusammen mit Produzent Jonas David noch nach für ihn neuen musikalischen Möglichkeiten zwischen "Americana und Abbey-Road-würdigem Pop" sucht und dann zu so interessanten Lösungen wie "In Her Hand" (mit einem grandiosen Bass-Setting und psychedelischer Steel-Gitarre) oder "Independence Day" (einer akustischen Rocknummer mit jubilierenden Slide-Einlagen) findet, ehrt ihn als Künstler natürlich umso mehr. "Go Gentle" ist - trotz oder wegen des Themas - eine Scheibe, die somit keinen Widerspruch duldet. Punkt.
-Ullrich Maurer-
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