
|
The Lumineers - Automatic Dualtone/Bertus
Format: LP
Geradezu spektakulär unspektakulär ausgefallen ist die neue Songsammlung von Wesley Schultz und Jeremiah Fraites - besser bekannt als The Lumineers. Mit einer geradezu bemerkenswerten Übersicht und Ökonomie gehen The Lumineers auf diesem Album nämlich eher in die Breite, als dass sie versuchten, den Hörer mit immer neuen Höchstleistungen nach dem Prinzip "schneller/höher/weiter" zu überwältigen. Das mag daran liegen, dass sich die Jungs nach den Strapazen der 2023er Welttour erst ein Mal eine Auszeit voneinander nahmen und sich mit eigenen Projekten beschäftigten, bevor sie sich dann wieder als Songwriter zusammenfanden um gemeinsam an neuen Songs zu arbeiten (was ja ihr erklärtes Ziel ist).
Dabei betreten die Lumineers durchaus musikalisches Neuland und legen viele ihrer neuen Tracks als Piano-Balladen an, die sie mit wohlüberlegten arrangementstechnischen Details anreichern - etwa einem Mellotron hier, Streichern dort, psychedelischen Gitarreneffekten oder wohldosierten perkussiven Einlagen - wobei stets die Songdienlichkeit im Zentrum steht. Ihr Markenzeichen - weit ausholende Melodiebögen und hymnische, stadientaugliche Mitsing-Refrains - verlieren die Lumineers trotzdem nicht aus den Augen, nur dass das eben nicht mit großen musikalischen Gesten, sondern eben der bereits erwähnten Ökonomie einhergeht. Hier ist wirklich kein Ton überflüssig, aber ebenso jedes Detail willkommen. Das Ganze klingt dabei auch noch beeindruckend rund prächtig, obwohl es eben so konkret verdichtet daherkommt. Zusammen mit den Co-Produzenten David Baron und Simone Felice erschufen die Lumineers in den Utopia-Studios bei Woodstock ein organisches klangtechnisches Wunderwerk, auf dem sich Live-Energie und produktionstechnische Finessen auf eindrucksvolle Weise die Waage halten.
-Ullrich Maurer-
|