Es war tatsächlich 2020, als "Die Krone der Erschöpfung" erschien. Ein tolles Album. Hip und nerdy nannten wir es damals, mit C64-Beats und Tic Tac Toe-Momenten, mit Wir sind Helden-Pop und Deichkind-Texten. Heute klingen Shirley Holmes wie früher. Und doch ein wenig anders. Etwas weniger hip, weniger nerdy, weniger Beats und auch weniger Tic Tac Toe. Dafür mehr Shirley Holmes. "Mein bestes Selbst" ist großartig geworden.

Sicher. Auch hier wird gespielt und getan und gelärmt, ein Song wie "Niemand drin" ballert mit manch scharfen Beat um sich und "Aggressive Musik" wurde schon ganz clever betitelt. Dazu gibt’s Sprechgesang (und ein Stadionpop-Refrain) in "Übermorgen" und hektisches wie "Less Scheiße Heavy" und auch 2025 ist Shirley Holmes drin, wenn Shirley Holmes draufsteht. Und doch fühlt sich die Platte im Ganzen einen Ticken straighter, im besten Sinne unextremer an. "Angst & Hobbys" zum Beispiel ist ganz schön düster, "Verstört" zitiert nicht nur Die Sterne (und zitieren ist hier wortwörtlich gemeint), sondern ist auch ein großartiger, sehr, sehr reifer (jetzt haben wir es doch gesagt) und gesund poppiger Postpunk-Song und am Ende groovt sich "Verstärkung" mit so etwas wie Romantik ins Ziel. Und beschließt dieses erneut tolle und vielleicht sogar noch tollere neue Album der Band Shirley Holmes.