

KW 08/2025
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The Murder Capital - Blindness Human Season/ADA/Warner Music
Format: LP
Auf ihrem dritten Album zeigen sich The Murder Capital eklektischer als je zuvor. Mit dem ominösen Produzenten John Congleton an ihrer Seite, der für gewöhnlich überall dort auftaucht, wo sich Band, Management oder Label sagen: "Schluss mit dem Quatsch, jetzt wird Geld verdient", tummeln sich die Iren auf "Blindness" überall dort, wo es jenseits des Post-Rock-Kerngeschäfts auch noch spannend sein kann. In den elf neuen Songs steifen The Murder Capital deshalb Noiserock, Post-Punk und Indie-Rock und formen daraus auf Ende eine Art dringlicher, explosiver Popmusik, die mit großen Gesten fällt und den unnötigen Ballast abgeworfen hat, der den Vorgänger "Gigi's Recovery" 2023 teilweise etwas überfrachtet hatte klingen lassen.
Wenn Frontmann James McGovern in den Texten persönliche und politische Dramen in den Fokus rückt, ohne dabei das Wesentliche aus dem Blick zu verlieren, wird nach dem etwas irreführenden Post-Rock-Monster "Moonshot" gleich zu Beginn schnell klar, dass diese Herangehensweise auch in der Musik ihre Entsprechung findet: Immer dann, wenn sich die Band klangliche zurücknimmt - ein Paradebeispiel: "Love Of Country" -, offenbart sich eine Verletzlichkeit, die man bislang von The Murder Capital so noch nicht kannte. Tatsächlich gelingt es der Band dabei, ihr Publikum auf eine Achterbahnfahrt mitzunehmen, wenn die Energie immer wieder unerwartet steigt und fällt und die Zuhörenden so tatsächlich vom ersten bis zum letzten Ton fesselt. Anders gesagt: Wie alle großen Bands schauen The Murder Capital lieber nach vorn, als sich an der eigenen Vergangenheit festzuhalten. Auf "Blindness" machen sie mit diesem Credo alles richtig!
-Carsten Wohlfeld-
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