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Timothée Chalamet - A Complete Unknown O.S.T. Columbia/Sony Music
Format: CD
Digital bereits verfügbar, erscheint zum Kinostart in unseren Breiten der Soundtrack zu dem Dylan Biopic "A Complete Unknown" nun auch physisch. Ähnlich wie zuletzt bei den Soundtracks zu der TV-Serie "Daisy Jones & The Six", dem Helen Reddy-Biopic "I Am Woman" oder nicht zuletzt Baz Lurmans "Elvis" performen auch auf diesem Soundtrack die Schauspieler die Songs selber. In dem Fall sind das Timothee Chalamet in der Titelrolle mit dem Löwenanteil des Materials sowie Monica Barbaro als Joan Baez, Edward Norton als Pete Seeger und Boyd Holbrook als Johnny Cash. Anders als bei den vorgenannten Projekten wurden die betreffenden Songs zwar im Studio vorproduziert, dann aber für den Film live performt - auf Anraten Chalamets, der sich während der durch die Pandemie und die Hollywood Streiks beeinträchtigte Vorbereitungsphase über Monate in die Materie eingearbeitet hatte - was der Sache natürlich ein betont authentisches Feeling verleiht.
Für den Soundtrack wurden aber (bis auf wenige Ausnahmen wie "Masters Of War" oder "The Times They Are A Changing") nicht die Live-Performances verwendet, sondern die Versionen der (im Film teilweise nur angerissenen) Tracks, die im Studio mit einer versierten Session-Crew vollständig produziert worden waren. Insbesondere bei den elektrischen Tracks wie etwa "Highwy 61 Revisited", "Subterranean Homesick Blues" und natürlich "Like A Rolling Stone" sowie den Cash-Tracks "Folsom Prison Blues" und "Big River" wurde der Live-Groove der Film-Performances im Studio erstaunlich lebendig eingefangen, sodass die Tracks regelmäßig mit Jam-Flair daherkommen. Chalamet, der Dylan im Film als "Mystery Minstrel" porträtiert, der wenig von sich preis gibt, wie auch der Regisseur James Mangold, legten Wert darauf, Dylan nicht exakt zu kopieren, sondern ließen Chalamet die notwendigen Freiheiten, in seinen Performances auch musikalisch seine eigene Identität einzubringen. Unterstützt wurde das dadurch, dass die Songs in alternativen Arrangements zu hören sind, die teilweise erheblich von den Original-Aufnahmen abweichen.
So gesehen ist dieser Soundtrack absolut nichts für Dylanologen, die ihren Gott ernster nehmen, als er selber das tut (in dem Film bezeichnet sich Chalamet/Dylan scherzhaft selbst als Gott). Für jüngere Leute mag dieses Album aufgrund Chalamets Superstar-Appeal hingegen als Eintrittskarte in die Welt des Bob Dylan funktionieren. Und für Musikfreunde, die sich einfach an der Hingabe erfreuen können, mit der sich alle Beteiligten diesem Projekt einbringen und dabei eine bemerkenswert authentische und überzeugende musikalische Darbietung hinlegen, bietet "A Complete Unknown" allerbeste Unterhaltung. (Das "Like" vor dem Titel gibt es nur in der Deutschen Version des Films.)
-Ullrich Maurer-
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