Auf ihrem ersten Album "They Only Talk About The Weather" tat die Isländerin Arny Margret eigentlich genau das: Über das Wetter - bzw. die sie umgebende isländische Natur - zu philosophieren. Dabei zeigte sie sich als musikalische Asketin, die teilweise sogar noch weniger als die berühmten drei Akkorde und die Wahrheit benötigte, um mit ihrem zauberhaften Folk-Songs berühren und überzeugen zu können. Nachdem sich Arny - nicht zuletzt über diese Album - als heißer Tip in Sachen Next Big Thing des skandinavischen Folkpop etabliert hatte, ist sie mit Album #2 schon wieder mehrere Schritte weiter.

So begab sie sich nämlich für dieses Projekt auf eine musikalische Bildungsreise durch die USA und spielte die nach wie vor kontemplativen, aber deutlich analytischer angelegten neuen Songs zusammen mit ihrem Kreativpartner Guðm "Kiddi" Kristinn Jónsson und unterstützt von den klassischen Songwriter-Produzenten Josh Kaufman, Andrew Bird und Brad Cook und amerikanischen Musikern ein. Während Arny dabei die grundsätzliche skandinavische Melancholia beibehält, schleichen sich über die musikalische Ausgestaltung Amerikanismen wie etwa durch Banjo und Pedal-Steel-Einlagen assoziierte Country-Vibes oder auch eine gehörige Prise Laurel-Canyon-Flair ein. Aber auch inhaltlich greift Arny etwa mit "Greyhound Station" die Reise durch die USA auf. Kurzum: Mit "I Miss You I Do" löst Arny Margret nicht nur alle Versprechen ein, die sie mit ihrem Debüt gemacht hat, sondern setzt in Sachen Weiterentwicklung noch mal ordentlich eins drauf. Für Freunde etwa der Songwritingkunst von Courtney Marie Andrews, dem Gesang von Sierra Lundi von Ocie Elliott oder dem Klang von Projekten wie Bonny Horse Lightman oder Hiss Golden Messenger hätte Arny Margret ihre Türen gar nicht weiter öffnen können, als mit diesem Album.