

KW 12/2025
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Japanese Breakfast - For Melancholy Brunettes (& Sad Women) Dead Oceans/Cargo
Format: LP
Fast zeitgleich mit ihrer Kollegin Sasami und lange nachdem das Mitski bereits gelungen ist, stößt Michelle Zauner mit ihrem Projekt Japanese Breakfast mit ihrem vierten Album "For Melancholy Brunettes (& Sad Women)" nun endgültig in die Riege der Indie-turned-Mainstream-Superstars mit asiatischem Hintergrund auf. Dabei setzt Zauner auf den orchestralem Sound, mit dem sie bereits auf ihrem Durchbruchsalbum "Jubilee" überraschte und ließ sich von Produzent Blake Mills im Sound City Studio in Los Angeles ein mit Bläsern, Streichern, Synthies und klassischen Indie-Rock-Sounds angereichertes, träumerisches, musikalisches Parallel-Universum auf den Leib produzieren, in dem sich Zauner als Protagonistin und/oder Projektionsfläche bzw. über fiktive Charaktere auf lyrische Art mit düsteren Aspekten beschäftigt, mit denen sie sich auch in ihrer Biographie "Crying In H Mart" auseinandersetzte und die in der mit Jeff Bridges vorgetragenen countryesken Mörderballade "Men In Bars" vielleicht ihren stilistischen Höhepunkt findet.
Auf der anderen Seite der Palette sind da aber fast puristisch anmutenden Noir-Pop-Songs wie "Mega Circuit" oder "Picture Window", die in dieser Geradlinigkeit und Zugänglichkeit im nach wie vor verschrobenen Weltbild Michelle Zauners bislang keinen Platz gefunden hätten. Zu diesem Weltbild gehört auch eine neue inhaltliche Ausrichtung - denn dieses Mal ließ sich die Künstlerin von den Strömen und Philosophien der europäischen Romantik inspirieren. Damit ist dann weniger eine Zeitphase gemeint, sondern eine Gesinnung, denn laut Bio treffen hier so unterschiedliche historische Charaktere wie Edgar Degas, Caspar David Friedrich, Hans Castorp, Matteo Maria Boiardo und sogar Thomas Mann (in dem abschließenden "Magic Mountain" (= dem "Zauberberg") aufeinander. Der Tod der Mutter - bislang das Haupt-Thema Zauners - wird dann nur noch indirekt als Ode an die Traurigkeit in dem Song "Picture Window" referenziert, der mit der Zeile "All of my ghosts are real - All of my ghosts are my home" allerdings sozusagen dann auch den Kernsatz der Zauner'schen Philosophie enthält.
Besonders in Anbetracht dessen, dass Michelle Zauner auf den ersten beiden Japanese Breakfast-Scheiben erkennbare Mühe hatte, ihre quirligen musikalischen Ideen in einem kohärenten Setting in ein gangbares Songformat zu überführen, ist "For Melancholy Brunettes (& Sad Women)" ein souveränes Beispiel für eine künstlerische Weiterentwicklung in dieser Hinsicht geworden. Auch der Schritt, mit diesem Album erstmals in einem "richtigen" Studio zu arbeiten, hat sich dabei ausgezahlt. Viel schief gehen kann mit diesem Projekt also nicht.
-Ullrich Maurer-
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