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Acht Eimer Hühnerherzen - Lieder

Acht Eimer Hühnerherzen - Lieder
Kidnapmusic/Cargo
Format: LP

Alles was recht ist: Im Laufe ihrer Karriere haben sich Apocalypse Vega, Herr Bottrop und Bene Diktator mit ihrem gemeinsamen Projekt Acht Eimer Hühnerherzen von einer bloßen namenstechnischen Provokation mit anarchistischer Tendenz zum wahrscheinlich besten und beständigsten Low-Fi-Punkrock-Trio der Republik entwickelt. Die Sache mit dem "Low-Fi" hat damit zu tun, dass Nylonsaiten-Gitarre und -Bass und neuerdings auch noch organische Bambus-Drumsticks das Instrumentarium des Trios auszeichnet - gleichwohl dann beim Punk-Drive keinerlei performerische Abstriche gemacht werden.

In Sachen Unerbittlichkeit, Schrammel-Rock und Power-Chord-Attacken lassen Acht Eimer Hühnerherzen jedenfalls auf akustischer Basis spätestens mit diesem, ihrem vierten Album "Lieder", so ziemlich alle elektrisch agierenden Konkurrenten hinter sich. Das verleiht der Sache dann auf gewisse Weise zudem eine Art hippiesken Charme. Ganz gewiss ist "Lieder" dabei jedenfalls produktionstechnisch keinesfalls ein Low-Fi-Produkt, sondern überzeugt durch ein wirklich greifbares, körperliches Hörerlebnis. Das hängt auch damit zusammen, dass die Aufnahmen im SmaiL Shock Studio B live eingespielt wurden und dann von Kurt Ebelhäuser (Blackmail, Scumbucket) - ohne große Gesten, Effekte und Rockstar-Ego, aber mit viel Sinn für eine organische Soundkultur - entsprechend raumgreifend produziert wurde.

Das neue Werk, das den programmatischen Namen "Lieder" trägt, ist dabei eher eine lose Songsammlung geworden, mit der Apocalypse Vega als textende Frontperson des Ensembles alle möglichen relevanten Themen in einem wahrhaft inkludierten Setting streift. Es geht um Sozialkritik, Feminismus, Widersprüche und Gegensätze, das Durcheinander unserer Tage, aber auch Gemeinsamkeiten, Zustandsberichte, Augenblicke, Berlin-Porträts und den Lauf der Zeiten bzw. wie wir darin unterzugehen drohen. Vielleicht am schönsten zusammengefasst wird das mit Zeilen wie "Ich sage ja - ich meine nein" oder "ich komm nicht rein und komm nicht raus" in dem Song "Kann es sein, dass ich mich irr", der die Unwägbarkeiten und das Zerfallen sicher geglaubter Gewissheiten recht charmant auf den Punkt bringt. Ein anderes Highlight ist die musiklose Rezitation, in der ein Loblied auf bewunderte Frauen, "die aufstehen, die stehen-, sitzen-, oder liegenbleiben" gesprochen wird.

Unter dem Strich überzeugt "Lieder" durch die Qualität des Songmaterials und der Unmenge an immer wieder überraschenden musikalischen Kehrtwendungen, die dann auch immer in die richtigen, unerwarteten Richtungen abdriften und dafür Sorge tragen, dass alle Tracks ein eigenes Mäntelchen bekommen, obwohl das Trio doch eigentlich immer das Gleiche macht. Das muss man ja auch erst mal hinbekommen.


-Ullrich Maurer-



 
 
 

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