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Richie Lawrence - Moving At The Speed Of Trees Big Book
Format: CD
Wieder mal ein Projekt, das ganz anders hätte laufen sollen; Richie Lawrence - seines Zeichens bekannt als Keyboarder des Americana Projektes I See Hawks In L.A., wollte sein viertes Solo-Album - wie gewohnt - mit seinen Musiker-Kollegen aus dem Umfeld der Mutterband - und natürlich insbesondere mit deren Frontmann und Leader Paul Lacques einspielen. Dazu hatte hatte er schon das Studio des ISHIL.A.-Drummers Shawn Nourse gebucht, als Lacques unerwartet kurz vor Beginn der Aufnahmen 2024 im Alter von 70 Jahren verstarb. Das führte dann dazu, dass Lawrence und seine Frau und Gesangpartnerin Katie Thomas das Album dann als eine Hommage an Lacques umwidmeten, der dann zwar nicht persönlich - denn aber doch zumindest im Geiste - Teil des Projektes wurde. Musikalisch spiegelt sich das dadurch nieder, dass auf den beiden countryesken Tracks "Oh Me Oh My" und "Lone Freighter's Wail" dann auch eine von dem ISHIL.A.-Mitglied Dave Zirbel gespielte Pedal-Steel-Gitarre zu hören ist, denn das war Lacques erklärtes Lieblings-Instrument - und an zwei weiteren Songs war Lacques sogar noch als Co-Autor beteiligt.
Ansonsten hat die Musik, die Lawrence auf diesem Album als Elder-Pianoman mit der heiteren Gelassenheit etwa eines Randy Newman (aber deutlich weniger miesepetrig) oder der emotionalen Opulenz einer Natalie Merchant in einem klassischen Old-School-Setting präsentiert, nicht viel zu tun mit dem Country-Rock von ISHIL.A. Stattdessen reichert Lawrence seine Songs Gospel-, Boogie-, Walzer- und Laurel-Canyon-Flair an. Inhaltlich blickt er mit der unaufgeregten Ruhe eines älteren Herren, der schon vieles gesehen und akzeptiert hat, über das sich jüngere noch gerne aufregen auf höchst poetische Weise auf sein Leben zurück - und rundet das Thema dann noch mit einem Porträt der Dichterin Emily Dickinson ab, das er interessanterweise als klassische Klavierkomposition als Instrumental anlegt. Dabei arbeiten Lawrence und seine Frau Katie Thomas auch gesanglich als Team und bei dem bereits erwähnten "Oh Me Oh My" übernimmt ISHIL.A.-Kollege und Co-Author Rob Waller die Lead-Vocals. In dem Sinne kommt "Moving At The Speed Of Trees" auch nicht als ISHIL.A.-Light Produkt daher, sondern als Americana-Scheibe mit ungewöhnlichem Fokus und - trotz des Old-School-Settings - zeitlosem Flair.
-Ullrich Maurer-
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