Vor fast einem Vierteljahrhundert sah es nach der Veröffentlichung ihrer LP-Glanztat "It Still Moves" für einen kurzen Moment so aus, als würden My Morning Jacket schon bald auf lange Sicht das Maß aller Dinge an der Schnittstelle von Indierock und Alt-Country sein, doch nicht viel später war klar, dass die Band aus Kentucky mehr im Sinn hatte, als nur Klassenbeste einer bestimmten Schublade zu sein. Stattdessen haben Sänger und Gitarrist Jim James, Bassist Tom Blankenship, Gitarrist Carl Broemel, Drummer Patrick Hallahan und Tastenmann Bo Koster seitdem lieber ihr Faible für Eklektizismus betont und ihren Sound mit Abstechern zu Psychedelia, Folk, Blues und einem Hauch von Funk und Prog ohne Scheu vor einer ordentlichen Portion Weirdness so abwechslungsreich wie möglich gestaltet. Inzwischen sind My Morning Jacket damit bei ihrem zehnten Album angekommen, das von Altmeister Brendan O'Brien (Bruce Springsteen, Pearl Jam, Prophets Of Rage) erstaunlich luftig und leicht produziert wurde.

Wie schon auf dem selbstbetitelten 2021er-Vorgänger-Werk sind auch auf "Is" Zeitgeist und Pop keine bösen Wörter - das unterstreicht das flirrende, epische "Out In The Open" gleich zu Beginn genauso wie das ungeniert radiotaugliche "I Can Hear Your Love", und auch beim unwiderstehlich dynamischen "Lemme Know" bedienen sich My Morning Jacket einiger moderner Tricks, die heute auch Roots-Acts den Weg zum Mainstream ebnen. Doch selbst wenn James und Co. zurückschauen, wie bei den herrlichen 70s-Vibes von "Everyday Magic" oder "Time Waited", ist doch stets der Wunsch erkennbar, produktionstechnisch nicht völlig in der Vergangenheit zu verharren. Am Ende klingen My Morning Jacket auf "Is" deshalb ganz klassisch, aber nie übertrieben nostalgisch.