Erst im letzten Jahr hatte Lotta St. Joan auf ihrer fabelhaften LP "Song For The Undecided" den solistischen Folk-Purismus ihres Debütalbums "Hands" gegen eine behutsam erweiterte Klangkulisse eingetauscht, in der ein hingetupftes Klavier, schwelgerische Streicher und sanfte Bläser aufzeigten, was zwischen Laurel-Canyon-Vibes und Kammer-Pop-Finesse alles möglich ist, wenn man mit Leidenschaft und Fantasie bei der Sache ist. Jetzt geht die in Berlin heimische Singer/Songwriterin sogar noch einen Schritt weiter. An ihrer Seite hat sie dabei den ebenfalls in Berlin lebenden Italiener Claudio Donzelli, der als Teil des Trios Mighty Oaks seit vielen Jahren weiß, wie Indie-Folk klingen muss, damit Majorlabel und Formatradio aufhorchen, und als Solist immer wieder beeindruckend intime Klavierinstrumentals veröffentlicht.

Mit den herrlich filigranen Songs ihrer gemeinsamen EP werden die zwei der Tagline der Veröffentlichung ("Singer-songwriter meets composer - and that's exactly what it sounds like") vom ersten Ton an voll gerecht, denn diese Lieder, mit denen sie die dunklen Ecken der menschlichen Existenz ausleuchten, klingen tatsächlich wie die Summe ihrer einzelnen Teile. St Joan steuert folkige Fingerpicking-Sanftheit und ihren zu Herzen gehenden Gesang bei, Pianist Donzelli bringt das schon auf seinen Soloveröffentlichungen unüberhörbare Faible für orchestralen Glanz und breitwandiges Soundtrack-Flair ein, und von den Mighty Oaks stammt der unaufdringliche Pop-Glanz. Das Resultat sind vier wunderbar sphärische Lieder, mit denen die zwei den EP-Titel "Arms Wide Open" ohne Berührungsängste perfekt in Töne übersetzen und sich gegenseitig klanglich in die Arme fallen.