
|
Mess Esque - Jay Marie, Comfort Me Drag City/Indigo
Format: LP
Was einst in der Pandemie als Experiment auf der Suche nach einem Dance-Floor-Hit begann, hat sich nun zu einer festen Größe im australischen Indie-Zirkus etabliert. Es geht um das gemeinsame Projekt des Dirty Three-Gitarreros Jim Turner und der Songwriterin und Sängerin Helen Franzmann (was die ursprüngliche Idee mit der Suche nach einem Dance-Floor-Hit ja von vorneherein ad absurdum führte), die mit eigenen Projekten als "McKisko" firmiert. Auf ihrem zweiten Album drehen Mess Esque noch mal so richtig auf. Insbesondere in Bezug auf die psychedelischen Keyboard-Elemente und den hemmungslosen Einsatz von dröhnenden Knarz-Gitarren gibt es hier Erstaunliches zu entdecken.
Da auch Turners Dirty Three-Kollege Jim White als Drummer mit an Bord ist, ist es recht einfach, das Projekt zu beschreiben: Es klingt nämlich wie The Dirty Three ohne Geige aber mit Cello, Keyboards und Gesang - und zwar auf Speed. Das Interessante dabei ist, dass sich Turner und Franzmann erstmals trafen, als sie mit dem ersten Mess Esque-Album auf Tour gingen, denn die Songs des Debüts entstanden zuvor über die Lockdown-bedingte Distanz. Das ungleiche Paar schickte sich Ideen hin und her und nachdem Turner die Instrumental-Parts organisiert hatte, sang Franzmann ihre Parts dann von zu Hause aus drüber. Weil das so gut geklappt hatte, machten sie das dann auf dem nun vorliegenden, zweiten Album auch so (wobei nicht ganz geklärt ist, wie die Beiträge der Gäste - etwa Stephanie Arnolds Cello - hinzukamen).
Musikalisch ist das neue Werk zugleich radikaler und extremer ausgefallen als das Debüt - aber auch opulenter und zugänglicher (für Widersprüche ist Turner ja stets zu haben). Songwriterisch (wenn man das so nennen kann) haben Turner und Franzmann in Sachen Zugänglichkeit enorm zugelegt - ganz besonders auf die melodische Qualität des Materials bezogen. Das ist echt angenehm anzuhören - und Helen Franzsmanns Gesang ist einfach nicht von dieser Welt (sondern vermutlich eher aus dem Zwischenbereich zwischen Träumen und Wachen).
-Ullrich Maurer-
|