Dein Chef schickt Dich zum Zitronenhandel in die Wüste? Deine Liebste brennt mit der CSU-wählenden Hackfresse von gegenüber durch? Dein Kater will nur noch über die Anwälte von Amnestier International mit Dir verkehren? Das sind bittere Pillen, keine Frage. Aber noch lange kein Grund, jetzt aufzugeben: Jedenfalls, solange es noch Scheiben wie diese gibt. Denn dies ist handgemachtes Glück, Grinsen und Tanzfüssezucken hochkonzentriert auf Silikon gebrannt. Und der "Anspruch" kommt auch nicht zu kurz, denn schließlich sind Menino hochengagierte, gute Menschen, die auch mit den Einnahmen dieser CD wieder ihr Projekt für Straßenkinder in Brasilien unterstützen werden.

Musikalisch geboten werden hier lateinamerikanische Powerrhythmen, Bläsersätze, die schärfer sind als Adriana Karembeus Wonderbra, Melodien, die Du nach einmaliger Einnahme garantiert nie wieder loswirst und nicht zuletzt die zerbrechlich-charismatische Wunderstimme von Stephan Maria Glöckner, dem deutschen Gordon Summer (Sting).

"Vocé" ist eine dieser Hymnen, wie offensichtlich nur diese Band sie zu schreiben imstande ist, das Titelstück nimmt daraufhin das Tempo zurück, legt bei der "Hitze" (39 Grad) aber sogar sogar noch 'ne Schüppe drauf. Das mild rappende "Arche Nova" ist vordergründig eine Auseinandersetzung mit der heutigen Medienüberfütterung und nebenher noch eines der schöneren Liebeslieder, die man in letzter Zeit gehört hat. Und so weiter: Ein Treffer jagt den nächsten, absoluter Favorit ist derzeit das hypnotische "Fria" (gefrorenes Leben) und das hitverdächtig-leichte "Discover Me". Die Genres changieren von Samba über Reggae bis Rock; Gesungen wird auf Portugiesisch, Englisch und Deutsch. Zuhören muß man den Texten nicht, falls es aber passiert, hört und liest man sich unfehlbar fest. Ein Sommeralbum, vielleicht DAS Sommeralbum 2002.