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Black Country, New Road - Forever Howlong

Black Country, New Road - Forever Howlong
Ninja Tune/Rough Trade
Format: LP

Für straighte Backbeats und konventionelle Songstrukturen waren Black Country, New Road ja noch nie zu haben. Dennoch überrascht das Londoner Ensemble auf dem dritten Studioalbum "Forever Howlong" mit der Radikalität, mit der übliche Hörgewohnheiten und Erwartungshaltungen zu Gunsten eines vertrackt/komplexen/eklektischen musikalischen Wertesystems aufgemischt werden.

Zunächst mal: Dieses Album stellt einen auch konzeptionellen Neustart nach dem Ausstieg des bis dahin tonangebenden Band-Poeten Isaac Woods dar, denn ab sofort werden die gesanglichen Aufgaben von den drei weiblichen Bandmitgliedern Tyler Hyde, May Kershaw und Georgia Ellery übernommen - was eine gute Idee ist, denn in dem präferierten Setting ist so etwas absolut unüblich. Das Ganze erinnert nämlich an die Abenteuerlust, mit der die Pioniere des Prog-Rock in den siebziger Jahren nach Anerkennung von ernsthaften Musikfreunden heischten. Es gibt allerdings entscheidende Unterschiede, denn bei Black Country, New Road geht es nicht um die Demonstration von handwerklicher Kompetenz, sondern um das Aufzeigen von Möglichkeiten und Rockmusik macht das Sextett auch nicht. Selbst in den ulkigsten musikalischen Kombinationen und operettenhaftesten Auslegungen der Arrangements bleibt stattdessen immer Raum für Melodie und Humor - bestes Beispiel wäre der Track "Socks", in dem Neo-Klassik, Klezmer-Seeligkeit, Vaudeville-Harmonien, Kook-, Chamber- und Art-Pop durcheinander wirbeln und sich mit unegalen rhythmischen Tempowechseln messen müssen - in einem einzigen Song, wohlgemerkt.

Musikalisch einfacher für den Konsumenten sind dann konventioneller strukturierte Stücke, wie die psychedelische Sacred-Harp-Moritat "Mary" oder der folkige Closer "Goodbye (Don't) Tell" - aber hey: Das sind halt auch nur Facetten im Tun der Band. Das Prinzip ist hier ja sowieso, dass alles möglich ist - was dazu führt, dass der Langzeitfaktor gleich mit im System verankert ist, denn mit Scheiben wie "Forever Howlong" kann der Hörer - vielleicht nicht für immer, aber doch zumindest ziemlich lange - Spaß haben. Mit Ausnahme der Decemberists gibt es zur Zeit jedenfalls keine Band, die eine ähnliche Gemengelage so konsequent und effektiv bedient, wie das Black Country, New Road tun.


-Ullrich Maurer-



 
 
 

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