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Anika - Abyss

Platte der Woche

KW 14/2025


Anika - Abyss
Sacred Bones/Cargo
Format: LP

Die britische Wahlberlinerin Anika Henderson agierte bislang gemeinhin - als Performerin, Sängerin und auch als Mensch - dermaßen zurückhaltend und schüchtern, dass sich der Eindruck einstellte, dass es sie sich regelrecht überwinden musste, wenn es darum ging, ihre Kunst zu präsentieren. Spätestens mit ihrem dritten Solo-Album-Projekt (eingerechnet das mit den Beak>-Musikern eingespielte, selbst betitelte frühe Cover-Projekt) ist damit offensichtlich Schluss. Das in den Berliner Hansa-Studios live eingespielte Werk "Abyss" zeigt eine songwriterisch, performerisch und offensichtlich auch psychologisch runderneuerte Anika, die vor Selbstbewusstsein strotzend mit dem Gestern abrechnet und ihren Platz in der Welt der Beziehungen und Abhängigkeiten des alltäglichen Lebens einfordert. Dabei lässt sie keinen Zweifel an ihrem Unzufriedenheit mit den aktuellen Zuständen und lässt ihrem Unmut freien Lauf. Das kulminiert dann recht griffig in der Empowerment-Hymne "Walk Away"- indem sie der ganzen Welt wünscht, dass sie doch bitte zur Hölle fahren und sie in Ruhe lassen solle.

Um ihre Visionen eines zeitgemäßen Updates des Indie-Rock-Genres realisieren zu können, tat sie sich Martin Thulin zusammen (mit dem sie in dem Projekt Exploded View zusammenarbeitet) und suchte sich für die Aufnahmen eine Live-Band zusammen, deren fast schon manisches Zusammenspiel für einen ungeheuren - und bislang in Anikas Welt kaum vorhandenen - Rock-Drive sorgt. Insbesondere die aus Andrea Belfi und Tomas Nochteff bestehende Rhythmusgruppe sorgt mit hyperenergischen Overdrive-Drumming und wuchtigen Bassläufen für linksradikale Kurzweil, Grunge-Wucht und sendungsbewusste Punk-Attitüde. Dabei kann sich Anika dann in aller Ruhe auf ihre Rolle als Vokalistin konzentrieren und überrascht in dieser Hinsicht mit einer bislang unbekannten Intensität und Power.

Musikalisch beruft sich Anika sich auf jenen Teil ihrer Inspirationsquellen, die aus ihren bisherigen Arbeiten so noch gar nicht herauszuhören gewesen waren und erschuf eine musikalische Hommage an die Ikonen des Indie-Rock. So führt sie selbst Acts wie Hole, The Breeders oder die Pixies als Referenzen für Songs wie "Walk Away", "Oxygen" und den fast schon poppigen Titeltrack an. Auf der inhaltlichen Seite überrascht Anika mit einem Mix aus Sozialkritik, politischem Empowerment und Real-Poesie. Zweifelsohne zehrt sie dabei von ihren politischen Weltsichten, die sie als Journalistin fast schon ein Mal ins Europa-Parlament geführt hätten und mischt dieses dann mit ihrem andauernden Zwist mit ihren persönlichen Dämonen.

Wie alles im Wirken der Künstlerin hat dabei alles nicht nur eine Bedeutung. Der abschließende - im Vergleich zum Rest des Albums versöhnlich und besinnlich angelegte, poetisch ausgelegte - Track "Buttercups" handelt augenscheinlich zwar von einer Blumenwiese - könnte aber auch eine Allegorie auf die Unwägbarkeiten und die Endlichkeit des Daseins sein. Insofern funktioniert das Album auf vielen verschiedenen Ebenen: Musikalisch, weil es einfach Spaß macht und als Rock-Album überzeugt, inhaltlich, weil viele verschiedene universelle Themen ebenso angesprochen werden, wie persönliche Weltsichten und auf der funktionalen Ebene, weil das ganze Projekt schlicht ein Mut machendes Manifest des Empowerment darstellt.


-Ullrich Maurer-



 
 
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