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Sophia Blenda - Die Summe der Vereinzelung

Sophia Blenda - Die Summe der Vereinzelung
Siluh/Cargo
Format: LP

Als die Wiener Songwriterin Sophie Löw - ihres Zeichens Frontfrau des Indie-Rock-Ensembles Culk - 2022 ihr Solo-Debüt-Album "Die neue Heiterkeit" unter dem nach dem Songtitel "Blend" von Aldous-Harding benannten Pseudonym Sophia Blenda veröffentlichte, ging es noch darum einigen Songs, die von der Struktur, der Klangästhetik, der Instrumentierung und der musikalischen Ausrichtung her nicht so ganz zu der Mutterband gepasst hätten, eine eigene Heimat zu geben. Aber schon damals war sich Sophie sicher, dass dieses Projekt keine Eintagsfliege bleiben sollte und skizzierte bereits, was sie sich in dieser Richtung noch alles musikalisch vorstellen konnte.

All das wird nun auf dem zweiten Album auch eingelöst: Wir finden von Streicherarrangements getragene, teils kammermusikalisch geprägte und teils üppige Arrangements, rollende Bassläufe, angedeutete Band-Arrangements, Gitarren und Synthie-Sounds die deutlich über das hinausgehen, was auf dem noch intimen Solo-Debüt noch nicht realisiert werden konnte und sich trotzdem nicht dem Postpunk Traditionen von Culk verpflichtet fühlt. Auch die Idee, neben deutschsprachigen Texten auch mal englische entgegenzustellen und verstärkt auf die Betonung der melodischen Aspekte zu setzen, realisierte Sophie.

Inhaltlich suchte sich die politisch bewusste philosophische Poetin Themen aus, die die allgemeine Anklage des Patriarchats nochmals konkret spezifizierten. Der Titel des Albums "Die Summe der Vereinzelung" verweist sarkastisch auf das Phänomen der bedauerlichen Einzelfälle in Bezug auf sexuelle Übergriffigkeiten, die in der Summe dann doch wieder ein Muster erkennen lassen. Ein anderer Aspekt, der Sophie in Songs wie "Sad Girl Summer" zu Tage kommt, ist das Phänomen der Glorifizierung und Banalisierung weiblichen Schmerzes durch Künstlerinnen wie Lana del Rey, Billie Eilish oder Phoebe Bridgers, die im Zelebrieren des eigenen Schmerzes ihre künstlerische Grundlage sehen. Ein weiteres Thema, das Sophia am Herzen liegt, ist die ihrer Meinung nach ungebührliche Aneignung der weiblichen Perspektive von Männern, die - wie Stefan Zweig in der Novelle "Briefe einer Unbekannten" - Geschichten über Frauen schreiben; was sie als Fremdzuschreibung auslegt. Auch wenn das vielleicht insofern über das Ziel hinausschießt, als dass es doch die Königsdisziplin von sowohl männlichen wie weiblichen Autor(inn)en darstellt, sich in die Psyche des jeweils anderen Geschlechtes hineinzudenken, macht sie so ihr Anliegen - sich sich für das Bewusst-Machen von FLINTA*-Befindlichkeiten einzusetzen, deutlich. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist dann die Tatsache, dass die Dringlichkeit der inhaltlichen Aussage und die Emotionalität der Performance den - nun ja - Unterhaltungswert der eleganten und zugänglichen musikalischen Darbietung dann nicht vollständig unterdrückt sondern - ganz im Gegenteil - komplimentiert.


-Ullrich Maurer-



 
 
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