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Nell Smith - Anxious Bella Union/Rough Trade
Format: LP
Es ist ja immer so eine Sache mit posthumen Veröffentlichungen - ganz besonders wenn es sich - wie in diesem Fall um das Debüt-Album einer jungen Künstlerin handelt, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stand und im Alter von 17 Jahren durch einen tragischen Autounfall aus dem Leben gerissen wurde. Als Nell Smith zusammen mit den Flaming Lips 2021 das Nick Cave-Tribut "Where The Viaduct Looms" einspielte, war sie gerade mal 14 Jahre alt und hatte gerade erst begonnen, die Songs zu schreiben, die sich nun auf "Anxious" finden. Obwohl die nun versammelten Tracks (zu der auch drei Co-Writings mit der kanadischen Band Shred Kelly gehören) 2023 bei einer einzigen Aufnahmession in Bristol zusammen mit Jack und Lily Walter (Penelope Isles) eingespielt werden konnten, war lange Zeit ungewiss, ob das Album nun überhaupt erscheinen sollte nachdem sich im letzten Jahr der besagte tödliche Unfall ereignete.
Schließlich entschieden Bella Union Chef Simon Raymonde und Nells Familie dazu, das Material (das von Jack und Lily Walter nach Nells Tod vollendet wurde) dann doch herauszubringen - wobei die Einnahmen an den eigens gegründeten Nell Smith Memorial-Fund gehen sollen, mit dem junge Künstler am Anfang ihrer Karriere unterstützt werden sollen. Musikalisch gibt es einen vielversprechenden Indie-Pop-Mix mit dem Nell Smith auf das Bezug nimmt, was sie bis dahin beschäftigt hatte: Etwa Teenage Angst im Titeltrack "Anxious" oder altersweise Selbstfindung in dem Song "I Know Nothing". Mit "Boy In The Bubble" gibt es eine humorvolle Referenz an die Live-Antics von Flaming Lips-Frontmann Wayne Kramer und mit "Bubba" eine Hommage an den verstorbenen Freund und Mentor Troy Cook. Das abschließende "Split In The Sky" schließlich feiert Nell Smiths erstes Tattoo, das sie sich nach einem Flaming Lips-Konzert stechen ließ. Musikalisch ist da noch keine klare Linie zu erkennen - es gibt aber kunterbunten, unterhaltsamen Indie-Pop, mit dem sich Nell ausprobierte. Schade, dass das hier bereits erkennbare Potential für mehr nun tragischerweise nicht mehr zum Tragen kommen kann.
-Ullrich Maurer-
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