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Tonetraeger - Spieleabend

Tonetraeger - Spieleabend
Spinner Ace/Alive
Format: CD

Klappernd packen Volker Bertelmann und Torsten Mauss die Schachfiguren und Damesteine aufs Brett, knarzend entfaltet sich der Monopoly-Spielplan, knirschend wird der Scrabble-Spielstein auf das Feld mit der Aufschrift "Dreifacher Wert" gedrückt. Das Scheppern zwischendurch entstammt den beiden Würfeln im Pokerbecher – oder waren es doch die Vier-Gewinnt-Chips, mit denen der Gegner gerade den Weg zum Ziel verbaut hat? Spieleabende werden immer seltener und es ist auch klar warum: Kennt man alles schon, ist man doch längst zu alt für.

Auch das Düsseldorfer Duo Tonetraeger weiß genau, dass das vorliegende (Debüt-)Album die elektronische Musik nicht neu erfindet. Trotzdem hat die über die letzten zwei Jahre entstandene Platte von Bertelmann und Mauss den Reiz von etwas Altbekanntem, das man nach Jahren des Vergessen-Habens und Links-Liegenlassens wiederentdeckt – wie den Spaß an dem aus Kindheitstagen bekannten Spieleabend eben, den man Jahre später in Gesellschaft guter Freunde wieder wachrufen will. Von einer wahllosen Zusammenwürfelung verschiedener Elektronik-Elemente à la Mikado halten Tonetraeger aber weniger. Zusammenhängende Melodien bilden die roten Fäden, die sich durch die Stücke ziehen, hinzugefügte Klangsplitter, Sprach-Samples, weibliche Vocals, Kindergeschrei oder Alltagsgeräusche wie das in Slow-Motion abgespielte Stampfen eines Presslufthammers stellen die selbstausgedachten Regel-Abweichungen von der beigepackten Spielanleitung dar. Durch Rhythmuswechsel und das Hinzufügen und Entfernen immer wieder neuer, anders generierter Sounds innerhalb der einzelnen Tracks wird Spannung auf- und ab- und wieder aufgebaut. Andererseits ist dadurch kaum eines der Stücke durchgehend tanzbar, auf schweißtreibende Höhepunkte folgen ruhig gurgelnde Synthie-Wellen wie die Adrenalinspiegel-senkende Ruhephase auf den Zug, bei dem man auf einen Schlag fünf richtige Memory-Karten-Paare aufgedeckt hat.

Volker Bertelmann und Torsten Mauss haben mit "Spieleabend" ein Album geschaffen, das insgesamt eher laid-back und relaxed als hektisch und aufgeregt ist. Für Denkpausen wird ebensoviel Zeit eingeräumt wie für das Aufbauen von Dominosteinen, das abgedunkelte Wohnzimmer wird zur gemütlichen Chill-Out-Lounge, der Gegenspieler zum Mitspieler und wenn es am Ende doch Schach-Matt steht, wissen wir, dass es von vornherein nicht ums Gewinnen sondern immer nur um den Spaß am Spiel ging.



-Kerstin Kollmann-



 
 
 

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