Zukunftsmusik also: Die Flower Kings entsiegeln zwar mit ihrem achten Album nicht unbedingt die Zukunft der Rockmusik, aber das muss ja vielleicht auch gar nicht, wenn man derartig entspannt und mit so langem Atem wie ihn die Schweden hier beweisen einfach nur Schönheit verbreitet.

Hinter den relativen Härtegrad vom wunderbaren Voralbum "The Rainmaker" tanzt "Unfold" ein paar Prog-Volten zurück, das Doppelalbum nimmt sich Zeit, zu experimentieren, zu suchen und seine Themen zu entwickeln, teilweise sogar ungewöhnlich viel Zeit. So entfaltet sich der Opener "The Truth Will Set You Free" in der Kleinigkeit von 31 Minuten. Ein ideales Herbstalbum übrigens: Herzstärkende Getränke bereitgestellt, Telefone geknebelt und CD 2 von "Unfold" in den Player: Diese Rezeptur wird den nicht ganz unempfänglichen Hörer garantiert woanders wieder absetzen als zu Beginn der Reise. Hieran sind die bislang "gewagtesten" Kompositionen der Truppe um Roine Stolt schuld, die teilweise mit Latin Jazz flirten wie "The Devil's Danceschool" oder zwischen Beatles-Chören, Yes' "The Gates Of Delirium" und (dissonante Spuren von) Fünftonmusik hin und her irrlichtern - wie "Devil's Playground".

Auf die phänomenalen Gastbeiträge wie Daniel Gildenlöw von Pain Of Salvation (Background Vocals, sehr schön z.B. auf "Fast Lane" oder auch auf dem allerletzten Stück auszumachen) sowie die schon nicht mehr glaublich gute Kanne, die Ulf Wallander auf "Devil's Playground" bläst, sei nur noch der Vollständigkeit halber hingewiesen. Überdies hat das 140 Minuten lang herausfordernde Album einen auffallend guten Hifistudioreferenzklassenboxentötersound. Insgesamt ergibt sich äußerst hoher Habenmüssen-Faktor.