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Ben Harper - Pleasure + Pain

Ben Harper - Pleasure + Pain
Virgin
Format: DVD

Wer wissen möchte, warum Herr Harper bei den Kollegen als "schwierig" gilt, der sollte sich mal diese DVD anschauen. Dort gibt es u.a. eine köstliche Szene, in der er einen Journalisten auflaufen lässt, der ihn mit Fragen unterhalb seines Niveaus konfrontiert. Wenn Ben Harper eines nervt, dann ist es der Versuch, ihn zu etwas zu machen, was er nicht ist. So sieht er sich weder als Prophet, Prediger, Poet oder Protestsänger. Eher schon als Songwriter aus Überzeugung. Und so illustriert diese DVD dann auch auf unterhaltsame Weise das Leben des Barden ohne Label - und lässt z.B. Poser wie Lenny Kravitz dabei ganz schön alt aus sehen. Erstaunlicherweise spielt die Musik bei dieser brillianten Dokumentation eine eher untergordnete Rolle (obwohl sie natürlich ständig präsent ist - es geht mehr um die beteiligten Menschen - von den Musikern über die Roadies bis hin zu den - wie auch immer gearteten - Partnern von der anderen Seite der Kamera. Gleichzeitig lernt man eine ganze Menge über das Leben als Rock N Roller und die Mechanismen des Business. "Ich vergeude keine Zeit", sagt Ben an einer Stelle und so ist denn auch jeder Satz, jede Szene und jede Einstellung dieses Filmes irgendwie wichtig - jedenfalls aus dem momentanen Kontext heraus. Sinnigerweise zeigt das Material keinen strahlenden Pop-Helden, sondern einen hart arbeitenden Harper, der sich hier - unberechenbar wie die Kameraführung und grobkörnig wie das Filmmaterial - eben nicht darstellt, sondern zeigt wie er ist. So erleben wir also quasi das Portrait eines intelligenten, sensiblen und vor allen Dingen selbstbewussten Künstlers, dem jede Facette seines Werkes über alles geht. Bei einem Interview, das Gaesteliste.de mal mit Herrn H. führte, ging es z.B. darum, dass Ben viel Zeit damit verbringe, die Stücke seiner CDs in eine bestimmte Reihenfolge zu bringen - eine Arbeit, die von kaum jemanden richtig geschätzt wird, weil man sie ja nicht realisiert. "Oh, du tust mir weh Mann!" sagte Ben, darauf angesprochen. Solche - und ähnliche Äußerungen zeigen recht anschaulich, dass Harper keinen Aspekt seiner Arbeit unreflektiert oder leichtfertig durchlebt - und das wird bei "Pleasure + Pain" mehr als deutlich. Da das Material des Features technisch äußerst anspruchslos ist (nix High Definition, nix Breitwand, nix Special Effects) freut es natürlich, dass die DVD mit einigen zusätzlichen Goodies recht sinnvoll bestückt ist: Es gibt das Video zu "Ground On Down" in drei verschiedenen Audio-Mixen (plus optionalen Kommentaren), eine Strecke mit Fragen, die Harper bei Konzerten dem Publikum beantwortet sowie einer Sektion mit "Live-Aufnahmen" - das sind Mitschnitte eines Konzertes, Studio-Live-Takes (einer davon mit den Blind Boys Of Alabama und eine tolle Version von "Strawberry Fields") sowie ein paar sogenannte "Bootlegs" - was im wesentlichen weitere Live-Mitschnitte sind, die allerdings technisch noch kruder geraten sind als das restliche Material. Wer also nach geschniegelter High-Tech Unterhaltung sucht, ist hier falsch - wer indes mal einen Blick hinter die Kulissen des Musikanten-Alltags werfen möchte und einen sperrigen, aber begnadeten Künstler in vielerlei Facetten erleben möchte, der sollte zu dieser DVD greifen.


-Ullrich Maurer-



 
 
 

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