Der dringende Hypeverdacht hätte sich nur noch durch ein hingeflegeltes "The" vor dem Bandnamen steigern lassen können. Niemand ist wohl derzeit gefährdeter denn je, als eben diese neuen Wilden oder die ganz weltabgewandte Fraktion jener, die ihren Gefühlen musikalisch hinter einem dichten Nebelschleier freien Lauf lassen. Matt Hales gehört eindeutig letztgenannten an. Er alleine ist der sensible Kopf des Projektes Aqualung, hat eine bewegte tönende Vergangenheit hinter sich, die auch vor Police-Coversongs nicht halt machte und jetzt in den singenden Gärten der Dredgs und Radioheads dieser Welt angekommen ist.
Schon im geschmackvoll und dezent gehaltenen Booklet erkennt man ohne große Interpretationskunst, wohin der Weg führt. Zerbrechlichkeit und Unsicherheit regieren, das Festhalten des Augenblickes scheint beinahe unmöglich. "Just for a moment I faced my life alone. Just for a moment, my luck had finally run out." Und wie an einem roten Faden hangeln sich die Liebe aus der Sicht des Betrachters ("Strange And Beautiful"), das Hoffen auf Glück in einsamen Nächten ("Good Times Gonna Come") und die fast greifbare Wortlosigkeit ("Nowhere") durch die Stücke.
Instrumentiert ist all das wohltuend sparsam, fast reduziert auf das allgegenwärtige Piano, ein paar Streicher und federartige Gitarrenklänge. Fragil und durchscheinend, manchmal stockt der Atem ob des ungeheueren Tiefgangs. Doch aufgepasst. Das ist nicht der Platz und die Zeit für Selbstmitleidsbekundungen. Sentimental Journey? Gewiss! Aber eine Reise, die nach vorne schaut und irgendwie doch an das Gute im Leben glaubt. Eine Reise, die sich das Begreifen der Dinge zum Thema macht aber statt Antworten an ihrem Ende Ergriffenheit hinterlässt. Schön!