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Langstreckenläufer - LSL Familystyle/Soul Food
Format: CD
"Einmal quer durchs All und dann wieder retour" - so die tägliche Trainingsroute des Langstreckenläufer-Trios, das uns hier in gleichmäßigem Schritt entgegen-, mit einem kleinen, wissenden Lächeln und einem fast unmerklichen Nicken kurz neben uns her- und dann (locker aber dennoch zügig!) an uns vorbeijoggt. "Wer sich an Hamburger Schule, Berliner Elektro und Neue Deutsche Welle erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch und wird doch überrascht sein" heißt es da. Und tatsächlich werden die stilistischen Erwartungen nicht enttäuscht. Und dennoch schlagen Sportbeat und Sportlerherz auf "LSL" anders als sonst wo. Spacige Synthie-Sounds begleiten abwechselnd sanften, langsamen Samt-Gesang, kratziges Rebellen-Gemaunze, unberührbar-coole Sprechgesangs-Einlagen und melancholische Verzweiflungsseufzer. Michael Skelton (vocs, guit, synth), Sandra Carstens (vocs, synth) und Fabian Tormin (drums, synth) lauten die Namen der drei Missetäter, die sich keinem Stil so richtig, also samt Haut und Haar und Lieblingstrikot, verschreiben wollen. Von mia.s grell-schrillem Auftreten ist zwar ebenso ein bisschen vorhanden wie von der im 2raum wohnhaften Club-Lastigkeit; Ernsthaftigkeit und Nachdenklichkeit scheinen so klar aus Richtung Norden durch die Gehörgänge zu wehen, wie fantastische Sprachspiel-Fantasien von vier anderen Fantasten abgeguckt sein dürften. Trotzdem klingen Langstreckenläufer - ganz ohne der Band daraus einen Revival-Vorwurfs-Strick drehen zu wollen - oft so, als würden sie sich alles in allem in den 80ern wohler fühlen als im Hier und Jetzt. Vielleicht liegt es an den sphärischen Elektro-Tüfteleien oder an der Simplizität mancher Arrangements, aber ganz ehrlich: Nena (früher) und Falco (leider schon tot) müssten sich ob der Konkurrenz wahrlich fürchten...
-Kerstin Kollmann-
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