Den Vorwurf, dass sich Meister Costello schon einmal um Genres geschert habe, kann man ihm nun wirklich nicht machen. Dennoch ist die neue Scheibe schon eine Überraschung. Mit einer Jazz-Kapelle (der in diesem Fall auch Attractions-Keyboarder Steve Nieve angehört) und einem Symphonie-Orchester inklusive Bläser-Gruppe ausgestattet schwelgt Costello hier in puren Songgebilden, wie man sie auf seinem letzten Album nun wahrlich nicht gefunden hat. Dabei kommt dem Mann natürlich zupass, dass er auf diesem Gebiet bereits andeutungsweise Erfahrungen gesammelt hat - man denke an die Juliet-Letters und seine Arbeiten mit Bacharach - und dass er natürlich in den letzten Jahren zu einem exzellenten Sänger heranreifte, dessen Timbre und Intonation dem der alten Meister in nichts nachstehen. Natürlich lässt es Costello sich nicht nehmen, die eine oder andere schräge melodische Nickeligkeit einzubauen und auch einige verstiegene Harmoniefolgen dürfen nicht fehlen. Dennoch ist dieses Werk eine rundum gelungene Fingerübung auf dem Gebiet des klassischen Songwritings und enthält mit Stücken wie (dem dann doch eher zu kurz geratenen) "Still" sicherlich einige seiner schönsten Costello-Momente überhaupt. Alle, die den wütenden Elvis der letzten Tour indes besonders geschätzt haben mögen, seien vor dieser Scheibe dann aber doch gewarnt!