KW 44/2003
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Ryan Adams - Rock'n'Roll Mercury/Polydor Island Group/Universal
Format: CD
Um es kurz zu machen: Diese Scheibe hält, was sie im Titel verspricht. Ryan Adams lässt dieses Mal den sensiblen Songwriter zu Hause, und haut mächtig auf die Pauke. Dabei greift er zu Mitteln, die die Freunde klassischer Sounds bereits vergrämen könnte, denn seine momentane Version vom Rock'n'Roll ist näher dran an Glam-Rock, Detroit-Sound und Grunge als etwa am 60s oder 70s Retro (wie man es vielleicht hätte vermuten können). Adams sieht das ganze offensichtlich nicht ganz so ernst: Zwar grölt und grummelt er zuweilen zu brachialen (aber immens intelligenten) Riffs und Hooks wie Cobain zu seinen besten Zeiten - aber dann gibt es auch eine Piano Ballade, in der er sich darüber amüsiert, dass es doch eigentlich uncool sei, so etwas zu tun. (Allerdings artet die Sache auch nicht in eine marktschreierische Parodie aus, wie etwa die "The Finger"-Scheibe). Ganz nebenbei lässt Adams - trotz allen Gedröhns, Gepolters und Geschrammels - auch wieder einige exzellente Songs vom Stapel. Er outet sich immer mehr als musikalisches Chamäleon, das bislang noch souverän und unbeschadet durch alle wilden Seen gelangte, die es ansteuerte. Wenn man dann nämlich einmal zwischen den Zeilen liest, sind die negativen Äußerungen seiner Kritiker ja so zu verstehen, dass sie diese oder jene seiner Scheiben ablehnen, weil sie schlicht den vertretenen Stil nicht mögen (nach dem Motto: "Taugt nix, weil es Rock ist"). Blendet man das mal aus, bleibt unterm Strich immer noch ein ziemlich genialer Musiker über, der Musik mehr als so eine Art Gesamtanspruch versteht, den es zu verwirklichen gilt - egal mit welchen Mitteln. Da kann es nur heißen: Mal schauen, was als nächstes kommt.
-Ullrich Maurer-
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