Schon wieder eine Mittelalterband? Der oftmals stressige Alltag und die Glorifizierung des düsteren Mittelalters könnte ein Grund sein, warum sich die Menschen immer mehr für Bands interessieren, die sich mit Klängen beschäftigen, die vor 700 Jahren populär waren. Und da die Nachfrage oftmals das Angebot regelt, schießen Mittelalterbands zurzeit wie Pilze aus dem Boden. Mehr schlecht als recht vermengen viele Bands zeitgenössische Musik mit den traditionellen Klängen der Spielleute. Estampie sind zum Glück anders. Die Band, die mit "Signum" ihr mittlerweile achtes Album vorlegt, vermag zu überraschen. Das Konzeptalbum, das sich mit den apokalyptischen Visionen der Sybilla, der Seherin von Knossos beschäftigt, hebt sich entscheidend von anderen Veröffentlichungen ab. Estampie sind trotz Dudelsack, Drehleier und sonstigen historischen Tasteninstrumenten unaufdringlich. Anspruchsvolle Kompositionen schlagen auch rein inhaltlich den Bogen vom Mittelalter zur Neuzeit. Sie erzählen Geschichten von Weltuntergang, Furcht und von der Erwartung ein neues Leben im Jenseits beginnen zu können. Und obwohl die Apokalypse einen Schatten auf die Kompositionen wirft, sind die Songs nicht nur getragen, sondern auch lebendig und voller Hoffnung. Das mittelalterliche Instrumentarium, das ohne peppige Stromgitarren auskommt, sorgt für eine authentische Aufnahme. Ein Genuss für jeden Mittelalter-Fan!