Ein Haiku ist eine alegorisches Kurzgedichtform, die im 16. Jahrhundert in Japan entstanden ist und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts Eingang in die westliche Lyrik gefunden hat. Meist in Form hermetischer dreizeiliger Sprüche gefasst, die vor allem atmosphärische Qualitäten aufweisen. Keines Beispiel: Der alte Teich. / Ein Frosch springt hinein- / das Geräusch des Wassers (Bashô).

Sechzehn derartiger Formeln, verfasst vom griechischen Diplomaten, Essayisten, Poeten und Nobelpreis-Empfänger Giorgios Stylianou Seferiades und mit Hilfe der weiblichen Walkabouts-Stimme Carla Torgerson ins Englische übertragen, werden hier von der griechischen Formation Sigmatropic vertont. So entsteht ein musikalisches Kaleidoskop, das zunächst durch die Vielfalt der vortragenden Persönlichkeiten und die Unterschiedlichkeit Interpretationsansätze unterhält. Robert Wyatt, Edith Frost, Laetitia Sadier (Stereolab), Alejandro Escovedo, Mark Eitzel, Cat Power, Lee Ranaldo (Sonic Youth), Howe Gelb (Giant Sand), Steve Wynn (Dream Syndicate) - um nur einige zu nennen - reichen hier als Interpreten den Staffelstab weiter.

Aber auch musikalisch gesehen purzeln hier ganz verschieden geformte und unterschiedlich eingefärbte Strasssplitter durch diesen lyrischen Mirkokosmos. Viel elektronisches ist zu hören aber auch klassische Gitarrensounds, die Arrangements - eher arty. Wie schon die Rezeptionsgeschichte des Haikus selbst, so ist auch dieses Projekt ein transkulturelles Phänomen und ein nicht nur interessantes, sondern auch löbliches Unterfangen. Über den ästhetischen Wert von "Sixteen Haiku & Other Stories" kann man allerdings geteilter Meinung sein.