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Go-Betweens - Liberty Belle And The Black Diamond Express / Tallulah / 16 Lovers Lane Lo-Max/Soulfood
Format: 2CD
Die Re-Issues des kompletten Go-Betweens Back-Kataloges bietet eine einmalige Gelegenheit, sich einen Überblick über das Werk jener Combo zu verschaffen, die laut diverser Einträge im Gaesteliste.de-Forum die "beste band der Welt ist". In diesem zweiten Teil der Aktion wird eines deutlich: Mitte bis Ende der 80er Jahre wandelten sich die Go-Betweens bereits von der ursprünglichen schrägen Alternative-Combo hin zu jener folkseligen, popkonsensfähigen Truppe, die sie heute sind. Allerdings geschah dies erst mit dem letzten Werk vor der Re-Union in 2002: Vor "16 Lovers Lane" dominierten immer noch die New Wave-Einflüsse, die sich unmittelbar an die noch vom (in des Wortes unbefangenster Bedeutung) Dilettantismus geprägte Frühphase anschloss. Ganz besonders stark ist dies auf "Liberty Belle" zu vernehmen, wo sich inmitten prächtiger früher Go-Betweens-Hits a la "Spring Rain" gar 80s konforme Funk-Gitarren und - brrr - jene fürchterliche Unart der 80er, die gegatete und mit Echo versehene Snare Drum breit machen. (Was ja nun gar nicht zu Lindy Morrisons eher Mo-Tucker inspiriertem Stil passte) Während "Tallulah" ganz klar eine Scheibe zwischen den Fronten ist - hier gibt es paritätisch dekadenten New Wave Pop und Folk-inspirierte Akustik-Experimente - stellte "16 Lovers Lane" dann in etwa das dar, was die Herren Foster und McLennan dann heute auch machen. Hört man genau hin, so kann man gar Passagen entdecken, die ihrem momentanen Meisterstück "Too Much Of One Thing" entsprechen (natürlich mit o.a. Drumsound-Handicap). Das alles gilt in verstärktem Maße auch für die jeweils mindestens zehn Bonus Tracks, mit der die Re-Releases zu Doppel-CDs, die auch noch Videos enthalten, ausgefüttert werden. Abgesehen von der immer vorhandenen Fähigkeit, zu ca. 50% wahre Hits aus dem Ärmel zu schütteln, legen die Go-Betweens bei den Bonus Tracks von "Liberty Belle" eine Sammlung beinahe steril klingender Fingerübungen vor (u.a. sind es jeweils Demos, alternate Takes und Outtakes). Dafür findet man bei "Tallulah" den einen oder anderen Leckerbissen und möchte schließlich die Bonus Tracks von "16 Lovers Lane" überhaupt nicht missen - ja muss sogar attestieren, dass hier viele Stücke dabei sind, die schlicht besser sind, als die ursprünglichen LP-Tracks. Fazit: Für Fans ist diese Sache sicherlich notwendig (obwohl natürlich hier die Variante, NUR die Bonus Tracks separat zu veröffentlichen, die bessere gewesen wäre), für alle die, die die Go-Betweens im Jetzt-Zustande lieben, sei nachdrücklich die Neuauflage von "16 Lovers Lane" empfohlen.
-Ullrich Maurer-
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