Stephen Duffy hat ja erkennbar immer schon daran gelitten, dass er scheinbar einer der wenigen Menschen gewesen zu sein scheint, der immer schon gewusst hat, wie gut seine Songs eigentlich sind. Insbesondere, wenn er an all die verpassten Chancen in seiner Karriere zurückdachte, die seinen Kumpels große Karrieren und ihm ein Dasein am unteren Ende der Rockstar-Skala beschert hatten. Und Recht hatte er mit seinen Zweifeln und Dünkeln: Jetzt, da er plötzlich als Songschreiber von Robbie Williams in aller Munde ist, wird er mit einem Mal als "Geheimtipp" gehandelt und sein Backkatalog ausgegraben - zu dem auch seine letzte Scheibe mit seiner Band Lilac Time, "Keep Going", gehört. Nun, es sei ihm gegönnt, denn Stephen war halt immer schon gut. Das zeigt er auch auf diesem Werk. Neben dem coolsten Artwork seit langem (das Ding ist aufgemacht wie eine zerfledderte Vinyl-CD) gibt es ein zurückhaltendes, subtiles Lilac Time-Werk, das sich fast ganz dem Folk und dem Country widmet und das Duffy'sche Pop-Potential fast ganz außen vorlässt. Wohl bewusst, denn die Scheibe entstand zu einer Zeit, zu der er sich auf der Sinnsuche nicht nur im Pop-Biz befand. (Auf die Frage, was er denn da zu finden hoffe, antwortete er damals "Deep Soul".) Insgesamt ist dieses Werk ziemlich unspektakulär, bietet aber dennoch einige schöne Momente (z.B. die Duette mit Sängerin Claire Worrall) und zeigt einen Stephen Duffy, der offensichtlich nun seinen Seelenfrieden gefunden hat. Das nächste Album unter eigenem Namen ist für nächstes Jahr geplant. Mal sehen, ob der Boost der Williams-Kollaboration sich irgendwie niederschlägt.