Eigentlich ist Phillip Boa kein Mensch, der Jubiläen feiert - am allerwenigsten die eigenen. Doch da die Einstürzenden Neubauten auf eine groß angekündigte Tournee zu ihrem 25-jährigen Bestehen gehen, wollte auch Germany's Original Indierocker nicht zurückstehen und feiert zwei Jahrzehnte nach seinem Erstling "Phillister" nun "20 Years Of Indie Cult": Mit einer Clubtournee und einer ganz ausgezeichneten 5-Track-EP mit Neuaufnahmen und Raritäten. Als gälte es, das wiedergefundene Gleichgewicht des Voodooclubs zu unterstreichen, ist die erste Nummer eine runderneuerte Version des alten Pia Lund-Solosongs "Der Himmel", die klingt, als sei im "Boaversum" die Zeit vor 15 Jahren stehen geblieben. Was als Kompliment gemeint ist, denn dieses dreisprachige Stück ist einfach zeitlos schön. Dass sich Boa aber natürlich ständig weiterentwickelt, beweist "I Dedicate My Soul To You", einst auf dem 1987er -Album "Aristocracie" ein von Percussion und Akustikgitarren getriebener Avantgarde-Popsong, nun ein mit wirbelnden Drums, schrammelnden Stromgitarren und einer wunderschönen Pianobegleitung aufwartender Rocksong und klar das Highlight dieser EP. "Love On Sale" von der "Helios"-LP 1991 erfährt dagegen nur ein sanftes Rock-Update, was allerdings völlig in Ordnung ist, denn an diesem Klassiker gab es wirklich nicht viel zu verbessern. Der eigenwilligste Song der EP ist sicherlich die Velvet Underground-Coverversion "I Can't Stand It" - zumindest als Experiment und Hommage gelungen. Der letzte Song, "Picasso's Dog", erschien bisher nur als Beilage zum "Persona Non Grata"-Fanzine und ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich Boas Sound in den letzten 20 Jahren zwar verändert haben mag, er mit dem Voodooclub aber wie kaum eine zweite deutsche Band einen unverwechselbaren Sound geprägt hat. Applaus!
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