Aufgeschlossenen Lesern unseres Magazins wird sicherlich schon aufgefallen sein, dass ich kein großer Lacrimosa-Fan bin. Diesmal hatte ich schon im Vorfeld sehr viel über das neue, mittlerweile neunte Album "Lichtgestalt" gehört und war sehr gespannt, ob das neue Werk mich vielleicht diesmal ansprechen würde. Doch das Hören wurde zur Tortur. Nicht, weil mir die Musik nicht gefallen hätte. Nein, diesmal sind es nicht die Lieder, die bei mir den letzten Nerv töten. Vielmehr ist es ein Tinnitus-artiger Ton, der alle 30 Sekunden mit einem nervigen Piepen, der die vollständigen Lieder unterbricht. Da ist es mir wirklich lieber nur Snippets geschickt zu bekommen, wenn schon ein Schutz vor Missbrauch sein muss.

Doch zurück zum Album, mit dem Lacrimosa ihren fünfzehnten Geburtstag feiern. Ähnlich wie beim Vorgänger-Album "Echos" setzen Tilo Wolff und Anne Nurmi neben der düsteren Grundstimmung wieder auf Orchester-Passagen, die im "Hohelied der Liebe" fast schon das Ausmaß von einer Filmmusik annehmen. Gigantisch. Einfach zurücklehnen und - piep - entspannen. Ansonsten ist die CD deutlich härter ausgefallen, als alle anderen Vorgänger. Die elektrische Gitarre bohrt sich ins Hirn, wird gekonnt in die Spannungsbögen der Melodien integriert. Tilos Stimme, wie immer mit großem Weltschmerz erfüllt, thront über allem. Anne Nurmi tritt nur bei "My Last Goodbye" gesanglich in den Vordergrund.

Ansonsten erfinden sich Lacrimosa auf "Lichtgestalt" keineswegs neu. Neu ist nur die härtere Gangart und der Gesang Wolffs, der sich manchmal bis fast zum Kreischen steigert. Und das nervige Piepen, das aber nicht die Band zu verantworten hat, den Hörgenuss der Rezensentin jedoch enorm trübten. Deswegen war auch nach dem ersten Hören Schluss, weswegen ich mir nicht anmaßen möchte, mehr über das Werk zu sagen. Lacrimosa-Fans werden sicherlich nicht enttäuscht sein. Kritiker der Band werden sanfter, aber bekehrt wird sicherlich niemand.