Sie sind die Helden des Poser-Metals, die Popper unter den Hardrockern, die sympathischen Prolls. Sie sind peinlich, lässig und ehrlich. Sie sind laut Sticker auf dem Cover "The World's Most Infamous Rock Band" und sie sind wieder da. Ladies And Gentlemen: Mötley Crüe!

"Warum gibt es die eigentlich immer noch?" könnte man sich fragen. Die Antwort würde "Keine Ahnung" oder "Ist das wichtig?" lauten. Aber natürlich geht es Vince Neil, Mick Mars, Nikki Sixx und Tommy Lee um die Kohle. Und wie das in solchen Fällen so häufig passiert, gibt es mal eben ein fettes Best Of-Album mit den obligatorischen raren Tracks und ein paar neuen Nummern. Die alten Kracher kennen all die, die schon vor Cobain und Vedder auf Gitarren standen und die Hochzeiten von Bon Jovi, Guns N' Roses und der Scorpions live erlebt haben und wer die frühen Alben sogar noch sein Eigen nennt, braucht diese Doppel-Scheibe (trotz der neuen Nummern) nicht. Wer aber erst später dazu kam, wird an "Red, White & Crüe" seine helle Freude haben. Natürlich sind nicht alle Stücke gut. Im Gegenteil, das Quartett hat seit 1981 eine Menge Müll aufgenommen und auch auf dieses Album gepackt. Doch gleichzeitig ist es auch für eine Menge Klassiker verantwortlich. Für "Kickstart My Heart", "Girls, Girls, Girls" und "Dr. Feelgood" - Songs, die noch immer Spaß machen und auch den Neueinsteigern gefallen werden. Zeitlose Klassiker nennt man das wohl. Und wenn Mötley Crüe dann auch noch "You're All I Need" schmachten, beginnt wohl jeder etwas zu träumen. Ob das uncool ist? Nein. Nur ehrlich.

Neben den alten Krachern haben es auch Songs aus der Zeit von Aushilfs-Sänger John Corabi (1994), dem Reunion-Album "Generation Swine" (1997) und der "New Tattoo"-Scheibe (2000) auf das Album geschafft, die aber nicht annähernd die Klasse der Anfangstage haben. Das gilt auch für das recht durchschnittliche und an sich völlig unnötige Cover des Sex Pistols-Hits "Anarchy In The UK" und die drei neuen Nummern, die lediglich solider Hardock von vier alten Herren sind. So hätte eine CD mit lediglich frühen Hits an sich gereicht, doch weil Mötley Crüe keine halben Sachen machen und vermutlich auf jeden ihrer Songs stolz sind, macht diese Compilation durchaus auch in diesem Umfang Sinn und weiß absolut zu gefallen.