Kolossale Kurzsichtigkeit in musikalischer Hinsicht kann man Rizzo - Gründungsmitglied von Ill Nino und seit 2003 Gitarrist von Soulfly - nun nicht gerade vorwerfen. Denn wer derartige Tempi vorlegt wie dieser Flitzefinger, der muss schon gute Voraussicht und Vorstellungen davon haben, wo es hingehen soll: Zum ersten Solo-Debüt natürlich, einem Instrumentalalbum, das die unglaubliche Fingerfertigkeit dieses südamerikanischen Virtuosen ebenso transportiert wie seinen Hintergrund aus Metal, klassischer und Flamenco-Gitarre.

Vom Stil her am ehesten noch Steve Vai vergleichbar, vollführt Rizzo beim Opener "Kilocycle Interval" zunächst Griffbrettartistik, die an den wahnsinnigen Ron Jarzombek von Spastic Ink erinnert. Nur, um dann abrupt mit einer sanft tropfenden akustischen Coda zum sehr rhythmischen "Introspection Of An Introvert" überzuleiten, das wieder stark nach Vai klingt. Flamenco-Wohlklang, Meeresrauschen und Vogelzwitschern (kein Witz) bestimmt das schöne "Remember The Future". Zum Ende des Albums hin häufen sich die akustisch dominierten Nummern, in die aber gelegentlich verstärkte / verzerrte Soli einbrechen. Beeindruckende Tour de Force, die gelegentlich aber etwas mehr Melodie hätte vertragen können - exakt das gleiche Problem übrigens wie beim aktuellen Vai-Opus "Real Illusions: Reflections".