Dieter Meyer - Meisterhirn. Auf "Maestro", dem dritten Album der norwegischen Tonnentrommler Kaizers Orchestra, geht es um eine Irrenanstalt, in der ein Nachkriegs-Caligari das Sagen hat und seltsame Dinge passieren.
Wer die Kaizers Orchestra immer noch für eine Kreuzung aus Tom Waits und dem Musical "Stomp!" hält, liegt mittlerweile so falsch wie nie, denn "Maestro" hat nicht mehr viel zu tun mit Speedpolka à la "Ompa Til Tu Dör". Statt Gerumpel gibt es gradlinigere, traditionsbewusste Rocksongs, die Retroplatitüden glücklicherweise geschickt umschiffen. Wenn auch musikalisch die Öltrommeln diesmal etwas außen vor bleiben, an Druck und Energie mangelt es "Maestro" nicht, im Gegenteil.
Textlich überwiegen die Kontinuitäten, schließlich mochten es die Norweger schon immer, skurril-atmosphärische Gesamtkonzepte abzuliefern, die zu durchschauen schwierig war. Dem ist auch auf "Maestro" so. Wer ist eigentlich Dieter Meyer? Und wer sind die anderen Personen, z.B. Senor Flamingo oder Maestro? Sie scheinen identisch. Oder nicht? Die Sinnsuche in "Dieter Meyers Institusjon" ist zwecklos, wir - die Hörer - sind in Wahrheit ihre Insassen, auf die KGB, Folter, Dieter und nicht zuletzt das Selbst lauern. Besser klangen Kaizers Orchestra nie.