Das Kanadische Musiker-Kollektiv Broken Social Scene, hat mit "You Forgot It In People" ein viel bejubeltes Indie-Album vorgelegt und wurde in Nordamerika über Nacht berühmt. Mit ihrer experimentellen Postrock-Variante füllte die Blase aus Toronto, die bis dorthin eher eine Art regelmäßige Jam-Session im musikalischen Freundeskreis war, auf einmal große Hallen, tourte extensiv und verkaufte über 100.000 Tonträger. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an das nachfolgende Album. Die elfköpfige Formation um Bandleader Kevin Drew hat sich mit der Veröffentlichung reichlich Zeit gelassen und Produzent David Newfeld hatte den festen Vorsatz gefasst, den gefeierten Vorgänger noch zu toppen.
Dieses Ziel wurde verfehlt, musste verfehlt werden. Der Knalleffekt des Neuen, den das irrwitzige, Art-Rock-Feuerwerk im Jahr 2002 auszeichnete, ist futsch und neu erfunden hat sich die Combo nicht. Trotzdem sollte niemand, der "You Forgot It In People" toll fand, zögern, denn das selbstbetitelte Album ist einfach grandios und knüpft aufs angenehmste an den Vorgänger an - großartig, fast monströs, voller kreativem Chaos und unbefangener Experimentierfreude. Instrumentierung und Arrangements kreieren eine schwindelig machende Vielfalt, die zwischen Größenwahnsinn und Askese schwankt. Vor allem aber schaffen es die Tracks trotz aller fordernder Abwegigkeit Hitqualitäten zu entwickeln, selbstredend mit jeder Menge Gänsefüßchen.