Arab Strap bemühen sich aufrichtig, jede Platte anders zu machen als die anderen. Wo andere um ihr Profil fürchten, kämpfen sie gegen ihren eignen Stil an, oder auch gegen den Mitmusiker. Lapidar lässt Malcolm Middleton verlauten: "Es war ein Kampf, den Aidan gewonnen hat und ich verloren habe." Was bedeutet das? Zunächst einmal das Tempo. "The Last Romance" ist die schnellste Arab Strap-Platte aller Zeiten. Und auch die härteste. Aidan Moffat wollte sie zu einem "Schlag ins Gesicht" machen, schneller und direkter als die bisherigen Veröffentlichungen - und setzte sich durch. Malcolm hingegen hätte es lieber ruhig und düster gehabt. Das Resultat ist eine perfekte Synthese: Dunkel und treibend jagt uns das Werk durch Aidans emotionale Erlebniswelt und wo es bisher vordergründig um Sex ging, geht es nun vordergründig um Sex und Liebe - auch eine Neuerung.
Wer Arab Strap nicht kennt, dem ist schwer die Faszination zu vermitteln und die intime Atmosphäre, die sein gemurmelter Sprechgesang verbreitet. Dazu kommt Malcolms komplexer Klangkosmos, dessen Melodien nur auf den ersten Blick catchy sind. Je öfter man sie hört, desto mehr entdeckt man. Es ist keine Musik für Mischkassetten (falls es die noch gibt) - man würde den Liedern Unrecht tun, die ihre Wirkung erst ganz entfalten, wenn man sie so hört wie sie gemeint sind, als Werk. Wer glaubt zwischen den Zeilen eine große Bewunderung für die Band und Begeisterung für die Platte herauszulesen, der liegt völlig richtig. Allein das Prinzip der beiden Typen, die in dieser Band vereint sind, macht sie gut: Der stille Grübler und der Melancholiker, der vor sich selbst in den Exzess flüchtet. Dazu die Arbeitsweise: Alleine mit einem Toningenieur fechten sie jedes Album miteinander aus. Keine Band, keine Demokratie. Nur in dieser Kombination ergibt sich die Tiefe und Komplexität, die die Band auszeichnet.
Schaut man sich die Qualität der Veröffenlichungen an, so erkennt man ein Wellenmuster, deren Berge "Philophobia", "The Red Thread" und nun "The Last Romance" darstellen. Solche Platten sind Geschenke, nur weiß man gar nicht, wem man danken soll. Gäbe es einem Himmel, so würde man sich wohl an ihn wenden, doch das würde bei Arab Strap nicht passen. Vielmehr muss man den Leben selbst danken, dass es solche Geschichten schreibt und Menschen hervorbringt, die sie vertonen.