Ob es tatsächlich stimmt, dass sich Torquil Campbell und Chris Dumont während eines Schlaftablettenentzugs in einem ägyptischen Krankenhaus kennengelernt haben, bleibt dahingestellt. Passen würde es, denn als Duo Memphis machen die beiden Musik, wie man sie gelegentlich in Träumen hört, und das sind meist nicht die Träume, in denen man auseinander fällt, sondern eher die, in denen man sich unter Zuhilfenahme von Gefühlsduseleien wieder neu zusammensetzt. Und das ist ganz positiv gemeint. Denn Memphis erinnern an Bands wie Boards Of Canada und an Songwriter wie Elliott Smith oder Nick Drake, mithin an melancholische Barden, denen man gern sein Herzweh anvertraut.

Aufgenommen wurde das Album bereits im Sommer 2003, wobei die verschiedenen Songteile und -ideen schon mal zwischen Seattle, Vancouver, New York und North Carolina hin- und herflogen, wörtlich genommen. "I Dreamed We Fell Apart", das ist zu großen Teilen Pop mit Jazz- und Instrumentaleinsprengseln, aber auch großartige "Mach doch mal so ein paar Flächen"-Elektronik. Oder es fährt einfach kurz der Wind durch das Windspiel. Oder man klingt nebenbei wie die neue Single von Blur ("Into The Wild").

Wer sich auf die Schnelle von den Qualitäten Campbells und Dumonts überzeugen möchte, dem sei ihre Version des Pet-Shop-Boys-Hits "Love Comes Quickly" wärmstens ans Herz gelegt: wunderschön, wie da Akustikgitarrengezupfe und sanfter Gesang zusammengehen. Das Einfache, das schwer zu machen ist (Brecht), hier nimmt es Gestalt an. "Sooner or later this happens to everyone" spricht da eine Kinderstimme, und wir wünschen diesem tollen Album, dass es ebenfalls möglichst vielen Menschen passiert.