Natürlich: Der Überraschungseffekt ist weg. Hatte man bei "Die ganze Kraft einer Kultur", dem Debütalbum von Gerald Mandl und Florian Zwietnig alias Mediengruppe Telekommander, das Gefühl, hier würde der Konsumkritik à la Attac und Co. endlich der musikalische Boden bereitet, der ihr zusteht, so kommt "Naeher am Menschen" rein novitätentechnisch eher unspektakulär daher. Denn das Prinzip ist das gleiche geblieben: Sloganizing als Fulltimejob, wobei die Einzeiler gerne auch geklaut werden, klar. "Bild dir deine Meinung!" heißt der Track, der das Album eröffnet, und der erste Schrei lautet: "Hey, die klingen ja wie die deutschen Beastie Boys!" Das war der Satz, den man nun wirklich jedes Mal zu hören bekam, wenn man Freunden "Die ganze Kraft einer Kultur" vorspielte. Selbstironie ist die Tugend der Könige.

"Mein Herz ist schwarz wie deine Coca-Cola", kann man an anderer Stelle hören. Ist das schon Selbstkritik? Das Eingeständnis, dass man selbst Teil des Zirkus ist, dem man die Tiere stehlen möchte? Jedenfalls hat man bei MTK gelernt, über sich selbst nachzudenken, über das, was einem auf dem Weg zum Ruhm so widerfahren ist und darüber, was seit dem letzten Album passierte. Das Schöne ist: Das Prinzip MTK funktioniert immer noch, auch wenn man mittlerweile schon weiß, was einen als Hörer erwartet. Auch bei "Naeher am Menschen" dominieren die Stromgitarren, der HipHop-Punk und die billigen Synthies. Natürlich sind MTK mehr als einfach die deutschen Beastie Boys - dafür haben sie zuviel Stil. MTK holen die Love Parade zurück ins Wohnzimmer und haben überhaupt kein schlechtes Gewissen dabei. Political Correctness, was immer man darunter auch verstehen mag, ist ihnen nämlich egal. Sagen sie jedenfalls.