Wenn ein vergleichsweise unbekannter Musiker aus Memphis mit Freunden und Bekannten ein paar Songs einspielt und das Ergebnis dann höchstselbst an die lokalen Dealer verteilt, wenn dieses Produkt dann so erfolgreich ist, dass im Nachhinein noch ein kleines Label einsteigt um Harlans Musik schließlich nach Übersee zu tragen, dann sorgt das für sympathievolles Interesse. Interesse, das zu Begeisterung wird, sobald man die ersten paar Songs auf "Too Much Love" gehört hat.
Der Name ist hier Programm. Von einer gewissen Yvonne Bobo aufs schnödeste verlassen, gibt sich der tragische Held Harlan T. seinen Erinnerungen seiner Trauer und seiner Wut hin. In zwölf Songs, die alle irgendwie fragen: Warum? Das Material ist im Songwriter-Viertel des alternativen Country-Diskurses angesiedelt und zeichnet sich durch große stilistische Vielfalt und Dynamik aus. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Orgel bilden das musikalische Gerüst, eine Reihe von Gästen steuert noch das eine oder andere bei. Das hört sich vermutlich nicht sonderlich aufregend, ja fast schon überkommen an. Irgendwie schaffen Harlan und Konsorten es aber doch, den abgeklärten No-Depression-Adepten hinter seinem Ofen hervorzulocken. Mit Authentizität.